Cannabis ist die weltweit am häufigsten konsumierte il-legale Droge. Obgleich Besitz und Konsum von Cannabis zum „Freizeitgebrauch“ noch gesetzlich verboten ist, er-scheint eine Legalisierung eine politische Option zu sein. Die medizinische Anwendung von Cannabisblüten ist seit 2017 möglich und dies führt auch dazu, dass die Droge weg von den Rändern der Gesellschaft zunehmend akzeptiert wird. Dieses sich entwickelnde rechtliche Umfeld erfordert eine Bewertung der Sicherheit und Angemessenheit von Cannabis innerhalb der Arbeitswelt. Die Konsequenzen für die Arbeitssicherheit sind im Moment noch nicht komplett zu überblicken. Dabei sind verschiedene Eigenschaften der Inhaltsstoffe zu berücksichtigen, darunter die Konzentration von Δ9-Tetrahydrocannabinol, die Art der Verabreichung, die Dosis und die Häufigkeit der Verabreichung, die Pharmakokinetik sowie die Risiken, die mit bestimmten Arbeitsumgebungen verbunden sind.
Wissenschaftliche Daten unterstützen die Assoziation zwischen Cannabis und Psychosen, einschließlich Schizophrenie. Diese Assoziationen basieren auf Fallstudien, Erhebungen, epidemiologischen Studien und experimentellen Studien. Sie weisen darauf hin, dass Cannabinoide akute, vorübergehende Wirkungen, akute anhaltende Wirkungen und verzögerte, persistente Wirkungen hervorrufen können, die die Psychopathologie und Psychophysiologie der Schizophrenie zusammenfassen. Eine akute Exposition sowohl mit Cannabis als auch mit synthetischen Cannabinoiden (Spice/K2) kann eine ganze Reihe von transienten psychotomimetischen Symptomen, kognitiven Defiziten und psychophysiologischen Anomalien hervorrufen, die auffallend an Schizophrenie-Symptome erinnern. Die Exposition gegenüber Cannabinoiden in der Pubertät birgt ein höheres Risiko für spätere Psychoseerkrankungen und das Risiko ist dosisabhängig. Personen mit Polymorphismen von COMT- und AKT1-Genen können ein erhöhtes Risiko für psychotische Störungen in Verbindung mit Cannabinoiden haben, ebenso wie Personen mit einer Familienanamnese von psychotischen Störungen. Der Zusammenhang zwischen Cannabis und Schizophrenie erfüllt viele, aber nicht alle der Standardkriterien für die Kausalität, einschließlich Zeitlichkeit, biologischem Gradienten, biologischer Plausibilität, experimenteller Evidenz, Konsistenz und Kohärenz. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt deuten die Beweise darauf hin, dass Cannabis eine Ursache für die Entstehung von Psychosen sein kann, und dies bedarf einer ernsthaften Prüfung unter gesundheitspolitischen Gesichtspunkten.
Der Vortrag soll den Arbeitsmediziner/Betriebsarzt mit der Problematik vertraut machen und fasst die Geschichte der Cannabis-Verwendung, pharmakologische Grundlagen, Pharmakodynamik, Pharmakokinetik, mögliche Indikationen des medizinischen Gebrauchs, bekannte und potenzielle gesundheitliche Auswirkungen der Wirkstoffe, psycho-motorische Effekte und Risiken zusammen. Mit dem Vortrag sollen insbesondere die potentiellen Risiken, die sich aus dem „Freizeitgebrauch“ ergeben, aufgezeigt werden.