Gibt es Berufsgruppen, in denen das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion besonders hoch ist? Besteht ein Zusammenhang zwischen Beruf und Infektionshäufigkeit? Diesen und weiteren Fragen geht der Kompaktbericht „Berufsbezogenes Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion in der ersten Welle der COVID-19-Pandemie“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) auf den Grund. Die Ergebnisse beruhen auf Analysen der Daten der NAKO Gesundheitsstudie.
Die Corona-Pandemie hat das öffentliche Leben, aber auch die Arbeitswelt in Deutschland verändert. Aus Sicht des Arbeits- und Gesundheitsschutzes interessiert, in welchen Berufsgruppen verstärkt Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen, um Beschäftigte zu schützen. Die BAuA hat auf Basis der Daten der NAKO Gesundheitsstudie ermittelt, wie hoch das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion in verschiedenen Berufsgruppen- und -bereichen in der ersten Welle der Pandemie (Februar bis August 2020) war. Hierzu wurden die Daten von mehr als 100.000 erwerbstätigen Studienteilnehmenden ausgewertet. Um berufsbezogene Unterschiede zu bestimmen, wurden die Berufsangaben der Beschäftigten in die „Klassifikation der Berufe KldB 2010“ und in die international verbreitete „International Standard Classification of Occupations ISCO-08“ überführt.
Im Vergleich der fünf Berufssektoren nach der KldB 2010 zeigen sich für Beschäftigte in Berufen der personenbezogenen Dienstleistungen die höchsten Infektionszahlen. Es folgen Beschäftige in kaufmännischen Berufen, während die Infektionszahlen in den Produktionsberufen am geringsten waren. Im Bereich der 14 Berufssegmente waren Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in medizinischen und nicht-medizinischen Gesundheitsberufen, in Berufen des Land-, Forst- und Gartenbaus sowie in Sicherheitsberufen am häufigsten von einer SARS-CoV-2-Infektion betroffen. Am geringsten war der Anteil der Beschäftigten in fertigungstechnischen Berufen. Ein weiterer Schwerpunkt der Analyse ergab, dass das Infektionsrisiko für Beschäftigte aus den systemrelevanten Branchen und Berufen in der Altenpflege sowie der Human- und Zahnmedizin in der ersten Welle der Pandemie viermal so hoch war gegenüber Beschäftigten aus nicht systemrelevanten Berufen.
Die Erkenntnisse der Auswertung geben Hinweise, in welchen Bereichen verstärkte Arbeits- und Gesundheitsschutzmaßnahmen nötig sind. Allerdings wurde in dieser Auswertung nur die erste Welle der Pandemie betrachtet. Daher besteht die Möglichkeit, dass sich die Risikoprofile zwischen den Wellen unterscheiden.