05_Aus-der-Wissenschaft

SARS-CoV-2-Impfung bei Multipler Sklerose (MS) unter Immuntherapie?

Universitätsklinikum Düsseldorf

MS-Patientinnen und -Patienten werden in der Regel mit sogenannten „immunmodulatorischen Therapien“ behandelt, die ihr eigenes Immunsystem davon abhalten sollen, ihr Gehirn anzugreifen. Diese Therapien sind hocheffektiv, stellen jedoch auch einen starken Eingriff ins Verteidigungssystem des Körpers dar. Bisher war daher unklar, wie gut die „Impfantwort“ von Patienten unter diesen immunmodulatorischen Therapien ist.

Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Dr. Sven G. Meuth und PD Dr. David Kremer von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) führte nun eine Studie durch, in die 59 mit dem Antikörper Ocrelizumab behandelte MS-Patienten eingeschlossen wurden, die eine SARS-CoV-2-Impfung erhielten. Die Ergebnisse dieser Untersuchung beweisen, dass die neuen mRNA-basierten Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 auch bei einem medikamentös veränderten Immunsystem effektiv gegen das Virus helfen. Das Projekt wurde durch die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), Ortsvereinigung Düsseldorf, gefördert.

Es war bislang unbekannt, ob diese spezifische, mit dem Antikörper behandelte Gruppe von Patienten nach einer Impfung überhaupt einen Schutz gegen das Virus entwickelt, da die Therapie die sogenannten B-Zellen aus ihrem Blut entfernt. Diese sind jedoch entscheidend für die Bildung von Antikörpern. „Nach der zweiten Impfung fanden wir anti-SARS-CoV-2-Antikörper in 27,1 Prozent und eine SARS-CoV-2-spezifische T-Zell-Antwort in 92 Prozent der mit Ocrelizumab behandelten MS-Patienten“, sagt PD Dr. David Kremer zum Ergebnis der Studie. Damit könne bewiesen werden, so Kremer, dass bei Ocrelizumab-behandelten MS-Patienten die B-Zell Immunantwort nach SARS-CoV-2-Impfung zwar abgeschwächt sei, jedoch die T-Zell-Antwort gut erhalten bleibe.

Bemerkenswerterweise war die T-Zell-Antwort bei Patienten, die keine anti-SARS-CoV-2-Antikörper bildeten sogar stärker ausgeprägt als bei Patient*innen mit anti-SARS-CoV-2-Antikörpern. „Die Bedeutung dieser Ergebnisse in Hinblick auf den effektiven klinischen Schutz dieser Patienten muss nun noch in weiteren Studien genauer analysiert werden“, erläutert Dr. Saskia Räuber, eine der Erstautorinnen der Studie, die aktuell in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry veröffentlicht wird. „Krankheitsschübe der Multiplen Sklerose traten übrigens bei keinem einzigen der untersuchten Patienten nach den zwei Impfungen auf“, berichtet PD Dr. Kremer vom UKD.

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