06_Corona_und_Krankheitslage

Antikörperstudie zu COVID-19 in Düsseldorf

Gemeinsam mit der Landeshauptstadt Düsseldorf haben das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) und die Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität (HHU) seit November 2020 eine repräsentative Studie zur Verbreitung von Antikörpern gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 in bestimmten Gruppen der Düsseldorfer Bevölkerung durchgeführt.

Die Bestimmung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 erlaubt es, neben diagnostizierten Covid-19-Erkrankungen auch bisher unerkannte zu erfassen. Somit ermöglicht die Antikörperstudie eine genauere Einschätzung des Infektionsgeschehens sowie eine Annäherung an die Dunkelziffer der Infektionen in der Bevölkerung. Das UKD und die Medizinische Fakultät der HHU haben in Kooperation mit der Landeshauptstadt Düsseldorf das Vorkommen von Antikörpern in zwei unterschiedlichen Kollektiven untersucht. So konnte sich dem Wert angenähert werden, wie viele Menschen tatsächlich bereits eine Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus überstanden haben – manchmal auch, ohne es zu wissen und ohne Symptome zu zeigen.

Die Ergebnisse der „SERODUS Studien I & II“, die nun vorliegen, bestätigen in beiden untersuchten Düsseldorfer Studienkollektiven – junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren sowie Beschäftigte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes – eine Dunkelziffer, die die Bedeutung gezielter Schutz- und Teststrategien unterstreicht.

„Für uns ist es sehr wichtig, einen Überblick zu erhalten, wie viele Personen tatsächlich infiziert waren und somit Antikörper gegen das Coronavirus gebildet haben. Auf Grundlage der Studienergebnisse könnten Schutzmaßnahmen angepasst werden“, erklärt Dr. Klaus Göbels, Leiter des Gesundheitsamtes Düsseldorf und Studienleiter „Öffentliche Gesundheit“.

Junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren haben in der Landeshauptstadt Düsseldorf die höchste gemeldete Inzidenz von Covid-19-Erkrankungen aller Altersgruppen. Auch deutschlandweit sind junge Menschen besonders häufig infiziert. Um auch diese Gruppe in der Pandemie optimal zu schützen, braucht es mehr Informationen über die Hintergründe dieser hohen Inzidenzen. Feuerwehr und Rettungsdienst der Landeshauptstadt Düsseldorf gehören ebenfalls zu den Gruppen, die im Einsatzdienst hoher Infektionsgefahr ausgesetzt sind, weil sie sich in unklaren Situationen mit direktem Kontakt zu Dritten häufig nur unzureichend schützen können und somit besonderen Infektionsrisiken ausgesetzt sind.

In zwei Studienarmen, der „SERODUS I Studie“ mit der Gruppe junger Menschen und der „SERODUS II Studie“ mit der Gruppe von Feuerwehr- und Rettungsdienstangehörigen sind Wissenschaftler*innen der Heinrich-Heine-Universität und des Universitätsklinikums Düsseldorf nun der Dunkelziffer von Covid-19-Erkrankungen mithilfe der Antikörperbestimmung auf die Spur gekommen.

„SERODUS I“:

In der untersuchten Stichprobe von mehr als 2.000 getesteten Personen, wurden bei 3,1 Prozent der Proben reaktive SARS-CoV-2 Antikörper ermittelt. Nur 43,1 Prozent der betroffenen Probanden mit einem positiven Antikörperbefund wussten, dass sie in der Vergangenheit eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht hatten. Das heißt, dass in der Studienpopulation auf einen bekannten Fall statistisch gesehen 1,3 unerkannte Fälle (Dunkelfeld) kamen. Diese traten häufiger bei Männern auf. Auffällig waren auch zahlreiche unerkannte bzw. „nicht-diagnostizierte“ Infektionen bei Probanden, die nach eigenen Angaben in der Vergangenheit über einen PCR-Test nachgedacht hatten, bei denen jedoch letztendlich kein Test durchgeführt wurde.

Die Studie legt nahe, dass junge Menschen eine elementare Zielgruppe der Prävention in der gegenwärtigen Pandemie sind. Sie weisen mit die höchsten Infektionszahlen aller Bevölkerungsgruppen auf; das Dunkelfeld ist erheblich. Prof. Dr. Nico Dragano, Institut für Medizinische Soziologie und an der Studie verantwortlich beteiligt, empfiehlt: „Testmöglichkeiten sollten zielgruppengerecht beworben, niedrigschwellig angeboten und die Prävention stärker auf die Bedürfnisse junger Menschen ausgerichtet werden.“ In Bezug auf die gegenwärtige Impfstrategie zeigen die Ergebnisse aber auch, dass selbst in der Gruppe der jungen Menschen mit bekanntermaßen hohen Infektionszahlen nur ein kleiner Teil bereits Antikörper gegen SARS-CoV-2 ausgebildet hat. Eine Immunisierung über Impfungen sei daher nötig.

„SERODUS II“:

An dieser Studie nahmen mehr als 700 Beschäftigte der Feuerwehr Düsseldorf und ihrer Partner im Rettungsdienst (Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD)) teil. Mit einer Seroprävalenz (d. h. Häufigkeit von Antikörpern) von 4,4 Prozent war diese Berufsgruppe stärker belastet als die Allgemeinbevölkerung. Hier war nur 41,2 Prozent der Getesteten, die in der Studie einen positiven Antikörperbefund aufwiesen, bekannt, dass sie in der Vergangenheit eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht hatten. In dieser Gruppe kamen somit 1,4 unerkannte Fälle auf einen bekannten Fall. Sie konnten darüber hinaus nicht nachvollziehen, ob sie sich im Dienst oder in der Freizeit angesteckt haben.

Während zuletzt große Anstrengungen unternommen wurden, das medizinische Personal insbesondere in Kliniken sowie Beschäftigte der Feuerwehr- und des Rettungsdienstes vor Infektionen zu schützen, stehen nun auch andere Berufsgruppen mit Patienten- und Bürgerkontakt im Fokus der Prävention.

Vergleicht man die Ergebnisse zum Dunkelfeld mit anderen Studien aus der zweiten Welle der Pandemie, so liegt die in den beiden Armen der „SERODUS-Studie“ gefundene Untererfassung von Infektionen etwa im Durchschnitt. Zugleich bestätigen sie die Befunde anderer Studien, dass eine großflächige Testung dazu beiträgt, weniger Erkrankungen zu übersehen. Somit ist die Ausweitung der Testung auch deutschlandweit eine erfolgreiche Strategie der Eindämmung der Pandemie und sollte kontinuierlich weiterentwickelt werden.

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