Eine Gemeinschaftsaufgabe

Die Fragen stellte Petra Jauch.

Herr Muro, Sie sind sehr viel in Unternehmen unterwegs. Wie ernst nehmen Firmen aus Ihrer Sicht den Brandschutz? Wird der Ausbruch eines Feuers als reale Gefahr gesehen und behandelt oder gelten Brandschutzmaßnahmen eher als lästige Pflicht?

In Unternehmen findet sich eine große Bandbreite an Herangehensweisen zum Brandschutz. Manche betrachten ihn vorrangig als formale Verpflichtung, oft mit Blick auf Versicherungsbedingungen. Andere Unternehmen, die bereits Brände erlebt haben, legen großen Wert darauf und implementieren umfassende Maßnahmen. Interessanterweise können sich sogar innerhalb desselben Unternehmens unterschiedliche Praktiken abzeichnen, abhängig von der lokalen Führung in verschiedenen Abteilungen oder Bereichen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen Unternehmen trotz wiederholter Brandschadensereignisse keine Lernbereitschaft zeigen. In solchen Fällen habe ich mich entschieden, die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen.

Was übersehen beziehungsweise versäumen Betriebe aus Ihrer Erfahrung in Sachen Brandschutz häufig?

Häufig werden in Unternehmen die grundlegenden Aspekte des Brandschutzes vernachlässigt, wobei dies keineswegs eine komplexe Angelegenheit sein muss. Eine kritische Überwachung von Elektrogeräten und die Sensibilisierung der Mitarbeiter für verantwortungsbewusstes Verhalten sind entscheidend, da dies häufige Brandursachen sind. Engagierte Brandschutzhelfer sind wirksam in der Vorbeugung von Bränden, sofern sie in ausreichender Zahl vorhanden sind und das Vertrauen ihrer Kollegen genießen. Ein Schwerpunkt sollte auf der Aufklärung darüber liegen, wie Brände entstehen, um ein höheres Bewusstsein zu schaffen.

Je nachdem, welchen Stellenwert ein Unternehmen der Arbeitssicherheit beimisst, haben die verschiedenen Akteure im Arbeitsschutz mehr oder weniger mit ihrem Standing im Betrieb zu kämpfen. Haben es insbesondere Brandschutzbeauftragte schwer, sich Gehör zu verschaffen?

Für Außenstehende mögen die verschiedenen Rollen im Arbeitsschutz und Brandschutz ähnlich erscheinen und manchmal gemieden werden. Tatsächlich arbeiten Arbeitsschutz und Brandschutz oft eng zusammen und werden gelegentlich von derselben Person oder unter dem Dach der HSE-Abteilung (Health, Safety, Environment) verwaltet, was zu der Wahrnehmung führt, dass sie identisch sind. Beide verfolgen einen präventiven Ansatz, doch es ist wichtig zu erkennen, dass die Fachkraft für Arbeitssicherheit (Sifa) und der Brandschutzbeauftragte spezifische Rollen und Kompetenzen haben, die nicht austauschbar sind. Es gibt jedoch Bereiche, in denen eine Zusammenarbeit erforderlich ist. Sicherheitsbeauftragte und Ersthelfer sind oft näher an den Mitarbeitern und werden als Kollegen wahrgenommen, während Brandschutzbeauftragte und Sifa manchmal als Kritiker gesehen werden. Es wäre wünschenswert, dieses Bild zu verändern und die Rollen in einem konstruktiveren Licht zu präsentieren.

Kommen sich die verschiedenen Akteure, etwa Sicherheitsbeauftragte, Brandschutzbeauftragte, Sifa und Brandschutzhelfer, schon mal ins Gehege? Wie wird dies verhindert beziehungsweise eine konstruktive Zusammenarbeit ermöglicht?

Sicherheitsbeauftragte sind in der Regel die zentralen Ansprechpartner vor Ort sowohl für die Sifa als auch für den Brandschutzbeauftragten. Da sie als Bindeglied fungieren, liegt der Fokus auf einer kooperativen Zusammenarbeit. Es ist entscheidend, dass alle Parteien effektiv kommunizieren und zusammenarbeiten, um gemeinsame Sicherheitsziele zu erreichen, anstatt in Konkurrenz zueinander zu stehen. In der Praxis gelingt dies aber in der Regel sehr gut!

Wie kompliziert ist das Regelwerk im Brand- und Explosionsschutz und wie bleiben Unternehmen hier am Ball?

Das Regelwerk im Brand- und Explosionsschutz ist durchaus komplex und umfangreich, da es sowohl Landesgesetzgebung (zum Beispiel die Landesbauordnung der Bundesländer – LBO), Bundesgesetzgebung (zum Beispiel Arbeitsschutzgesetz – ArbSchG) als auch Vorschriften der DGUV umfasst. Der Explosionsschutz weist dabei eine noch höhere Komplexität auf. Brandschutzbeauftragte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit sind in der Regel engagiert und bemüht, diese Vorschriften ordnungsgemäß umzusetzen. Um auf dem Laufenden zu bleiben, sind Fortbildungen, Messen und der Austausch mit Branchenkollegen hilfreich. Ich persönlich empfehle auch das Abonnieren von Newslettern zu diesen Themen. Hier gibt es zahlreiche Angebote, die eine gute Quelle für aktuelle Informationen sind.

Weitere Informationen zum Online-Seminar gibt es unter www.sifa-sibe.de/akademie/seminare/brandschutz