Der erstmals verliehene Deutsche Arbeitsschutzpreis 2005 für vorbildliche Ideen zu mehr Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit geht an insgesamt sieben Unternehmen ganz unterschiedlicher Größe. Die Vorstandsvorsitzenden des Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Dr. Hans-Joachim Wolff und Klaus Hinne verliehen die Auszeichnungen im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der Fachmesse A+A 2005 in Düsseldorf. Der Preis ist in jeder Kategorie mit 15.000 Euro dotiert.
In der Kategorie Gesundheitsschutz/Ergonomie verliehen die Berufsgenossenschaften den Deutschen Arbeitsschutzpreis 2005 an den Schreinermeister Michael Wirth aus Wattenweiler in der Nähe von Ulm. Sein kleiner Betrieb hat für den Heckeinstieg in Lieferfahrzeuge einen praktischen Auftritt entwickelt. Der Auftritt erleichtert Ladevorgänge, weil das Einsteigen mit Lasten deutlich rückenschonender ausgeführt werden kann. Außerdem wird die Stolpergefahr erheblich gemindert. Ein solcher Auftritt wird über der Anhängerkupplung montiert und kann sehr einfach ein- und ausgeklappt werden. Anhängerkupplung und Reserverad sind uneingeschränkt nutzbar. Besonders beeindruckt hat die Jury, dass sich ein kleiner Schreinerbetrieb mit drei Angestellten Gedanken über ein alltägliches Problem gemacht hat und aus eigener Kraft eine simple, höchst wirksame und äußerst praktikab-le Lösung gefunden hat.
Das Werk Mannheim der Daimler Chrysler AG erhielt den Preis in der Kategorie Organisation und Motivation für sein Projekt Motivation von Berufsanfängern zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Bei diesem Projekt werden Auszubildende beauftragt, Problemstellungen und Anfragen im Bereich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz eigenständig zu bearbeiten. Es handelt sich dabei nicht um theoretische Aufgabenstellungen, sondern um echte Bedarfsanfragen aus der Produktion. Die Azubis sollen verschiedene Lösungsmöglichkeiten erarbeiten, diese auf Kosten, Machbarkeit und Akzeptanz überprüfen, sie vor Führungskraften präsentieren und gemeinsam mit Fachkräften in der Umsetzung begleiten. Die Azubis erhalten dadurch Gelegenheit, sich anhand echter Bedarfsanforderungen aktiv in die Produktionsgestaltung einzubringen. Sie lernen verschiedene Anforderungen abzuwägen und Kompromisse zu suchen. DaimlerChrysler ist es hierdurch gelungen, eine hohe Motivation bei jungen Beschäftigten zu erreichen. Das Werk spart Aufträge an Fremdunternehmen ein und bekommt zudem Problemlösungen, die praxis- und betriebsnäher sind und auf eine höhere Akzeptanz stoßen, als dies bei einer Fremdvergabe zu erwarten wäre.
In der Kategorie Innovative Produkte ging der Deutsche Arbeitsschutzpreis 2005 zu gleichen Teilen an zwei Unternehmen. Die erste Hälfte verliehen die Berufsgenossenschaften an die Firma Hammelmann Maschinenfabrik GmbH aus Oelde. Dort wurde eine neuartige Hochdruckspritzpistole entwickelt. Wichtigstes Merkmal neben der besonders ergonomischen Ausführung ist der Einbau eines Transponders in den Arbeitshandschuh, der zwingend am Gerät positioniert sein muss, damit das Gerät arbeitet. Bei handelsüblichen anderen Modellen wird der Abzugshebel oft mit Klebeband oder Holzkeil fixiert, um die teilweise erheblichen Haltekräfte zu vermeiden. Dies führt immer wieder zu schweren Unfällen. Der Firma Hammelmann ist es gelungen, eine manipulationssichere Auslösung zu realisieren. Die ergonomische Gestaltung der Spritzpistole ermöglicht zudem ein entspannteres und effektiveres Arbeiten.
Ebenfalls Preisträger in der Kategorie Innovative Produkte ist die Firma Ruf GmbH aus Zaisertshofen in der Nähe von Augsburg, die einen so genannten Freisichtstapler konstruiert hat. Wesentliches Merkmal hier ist die Verbesserung der Sicht- und Standsicherheitsverhältnisse von Gabelstaplern. Hierzu wurde der Hubmast nicht wie üblich vor das Fahrzeug gesetzt, sondern auf die rechte Fahrzeugseite hinter die Vorderachse. Die Sicht nach vorne wird dadurch erheblich verbessert und zusätzlich können größere Lasten mit einem äußerst wendigen und kompakten Fahrzeug transportiert werden.
In der Kategorie Betriebliche Sicherheitstechnik ging der Preis an die Festo AG & Co. KG aus Esslingen-Berk-heim und an die Pfuderer Maschinenbau GmbH aus Ludwigsburg. Die beiden Unternehmen haben ein Verfahren entwickelt, das Einrichtarbeiten an Produktionsanlagen durch ein verschiebbares Steuerpult sicherer macht.
Mit einem Sonderpreis würdigte die Jury des Deutschen Arbeitsschutzpreises ein Projekt zur Bergung von Verletzten aus Behältern, Silos oder Tankanlagen. Verletzte Personen werden bei der Bergung aus dem so genannten Mann-Loch oft zusätzliche schwere Genick- und Rückgratverletzungen zugefügt. Hans Giesecke von der Firma ExxonMobil Production GmbH aus Hannover hat dieses Problem entschärft, indem er eine Rettungsrutsche entwickelt hat, die an dem Mann-Loch angeflanscht wird. Über diese Rutsche kann eine verletzte Person sicher in Rückenlage aus dem Behälter gezogen werden. Die Gefahr von Rückenverletzungen wird dadurch vollkommen ausgeschlossen.