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Nachhaltige Präventionskultur funktioniert nur mit Beteiligung der Mitarbeiter

Eine nachhaltige Präventionskultur in den Betrieben aufzubauen heißt u. a. die Mitarbeiter an der Prävention aktiv zu beteiligen. Die Weltgesundheitsorganisation (seit 1994) und die Internationale Arbeitsorganisation (seit 2001) empfehlen seit langem, die Beschäftigten in die Gestaltung von Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz einzubeziehen.

Wegge et al. beschreiben in einem Beitrag die positiven Effekte der Partizipation:

· Förderung des unternehmerischen Denkens der Mitarbeiter,

· Förderung höherer Arbeitsmotivation und Entscheidungsgüte,

· Förderung wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Ziele (Herstellung von Lohn- und Gehaltsgerechtigkeit).

Vergleichbares leitet sich auch aus den Arbeiten von H. Haines & J. R. Wilson über die Weiterentwicklung der Gesellschaft hin zu einem Mehr an Mitspracherecht in den Organisationen ab.

Jacques B. Malchaire zeigt in seinen Arbeiten zur partizipativen Managementstrategie SOBANE (Screening, Oberservation, Analysis, Expertise) in ganz hervorragender Weise die Übertragbarkeit des partizipativen Ansatzes gerade auf den Arbeitsschutz. „Partizipation“ im Sinne Malchaires bedeutet dabei nicht nur die „Befragung“ der Mitarbeiter mittels Fragebögen sondern die „direktive, aktive und gleichstellende Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmern und Vorgesetzten bei der Gestaltung des Betriebslebens, wobei hinreichend Informationen und Befugnisse zu erteilen sind, um die Gesundheit, die Sicherheit und das Wohlbefinden des Personals sowie die technische und wirtschaftliche Gesundheit des Unternehmens sicher zu stellen und auf optimalem Niveau zu halten“ (Malchaire 2007). Für den Mitarbeiter bedeutet dies aber auch, dass er die Prävention in erster Linie mitgestalten soll, er steht im Mittelpunkt „seiner“ Prävention und ist nicht „nur“ Zielobjekt.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte und vom Projektträger DLR innerhalb des Förderschwerpunkts „Präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz“ betreute interdisziplinäre Forschungs- und Gestaltungsprojekt PARGEMA (Partizipatives Gesundheitsmanagement; www.pargema.de) ging in eine vergleichbare Richtung. Ziel war hierbei, die Beschäftigten als Experten ihrer eigenen Gesundheit ernst zu nehmen, sie selbst zu aktiv Beteiligten werden zu lassen.

Von entscheidender Bedeutung ist es, dass die Partizipation in eine nachhaltige Strategie eingebettet ist, sonst besteht die Gefahr, dass Handlungsressourcen, die durch Partizipation aufgebaut wurden, im täglichen Arbeitshandeln nicht genutzt werden können und vermutlich sogar wieder verloren gehen (siehe Irene Preußner 2003).

Jedem Mitarbeiter muss bewusst sein, dass eine arbeitssicherheitsgerechte und gesundheitsbewusste Denkweise vom Vorstand gewollt ist und die Unternehmungsführung dies auch glaubhaft vorlebt. Die Umsetzung dieser Denkweise in die tägliche Arbeit muss jedoch von allen Mitarbeitern vollzogen werden. Dies erhöht insbesondere die Identifikation eines jeden einzelnen Mitarbeiters mit dem Unternehmen und den Präventionsprogrammen. So ist dann auch die Etablierung einer nachhaltigen Präventionskultur im Betrieb möglich.

Silvester Siegmann

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