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Friseurinnen und Friseure arbeiten in ungünstigen Körperhaltungen

Foto: zinkevych – Fotolia.com

Friseurinnen und Friseure geraten in ihrem Arbeitsalltag in verschiedenste ungünstige Körperhaltungen, die das Muskel-Skelett-System belasten können. Das zeigen Zwischenergebnisse aus einem Forschungsprojekt, das die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und dem Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) durchführt.

Krankschreibungen analysiert
Muskel-Skelett-Erkrankungen, kurz MSE, gehören in Deutschland branchenübergreifend zu den Gesundheitsbeschwerden, die besonders viele Arbeitsunfähigkeitstage verursachen. Im Friseurhandwerk entfielen im Jahr 2011 nach den Daten von drei Krankenkassen knapp 20 Prozent der krankheitsbedingten Ausfalltage auf MSE. Und das, obwohl die meisten Beschäftigten in der Branche relativ jung sind: Gut die Hälfte der sozialversicherungspflichtig tätigen Friseurinnen und Friseure in Deutschland war 2011 jünger als 35 Jahre.

Ursachen gesucht
Zu den Ursachen von MSE könnte bei Beschäftigten im Friseurhandwerk das Arbeiten in ungünstigen Körperhaltungen zählen. „Dabei geht es um Haltungen und Bewegungen, bei denen sich Gelenke nicht in ihrer neutralen Position befinden“, erläutert Dania Kitzig, die das Projekt für die BGW betreut. „Die betreffenden Muskeln müssen dann oft mehr Kraft aufwenden und auch die Sehnen und Gelenke werden in solchen Haltungen stärker beansprucht.“

Tätigkeiten zeitlich gewichtet
Um herauszufinden, welche Tätigkeiten im Friseursalon wie häufig und wie lange ausgeübt werden und welche Körperhaltungen dabei auftreten, wurden in der Studie exemplarisch fünf Friseurinnen aus verschiedenen Betrieben jeweils eine Schicht lang mit einer Videokamera begleitet. Die Probandinnen verbrachten durchschnittlich zwei Drittel der Zeit mit den vier Haupttätigkeiten Schneiden, Färben, Föhnen und Waschen. „Damit liegt erstmals ein – wenn auch nicht repräsentativer – Gesamtüberblick über die verschiedenen Tätigkeiten im Friseurberuf und ihre zeitlichen Gewichtungen vor“, resümiert Kitzig.

Vielfältige Fehlhaltungen beobachtet
Ungünstige Körperhaltungen und Bewegungen fand das Forschungsteam bei den Friseurinnen im Bereich der Schultern, der Arme, der Hände und der gesamten Wirbelsäule. Konkret wurden folgende Fehlhaltungen und ungünstig Bewegungen beobachtet:

· Arme zu hoch: Die begleiteten Friseurinnen hoben beim Schneiden, Färben und Föhnen häufig ihre Arme seitlich an – zum Teil höher als die Schultern und zum Teil auch über längere Zeit. Wie stark diese Bewegung war, hing von der durchgeführten Frisiertechnik und vom Größenverhältnis zwischen den beteiligten Personen ab. Negativ wirkte sich zum Beispiel das Nutzen eines Rollhockers beim Schneiden aus: Wer hier im Sitzen arbeitete, hob die Arme noch höher an als im Stehen.

· Schildkrötennacken: Beim Waschen und beim Schneiden bekamen die Probandinnen häufig einen sogenannten Schildkrötennacken. Dabei verschiebt sich die Halswirbelsäule nach vorne. Manchmal wurde die Halswirbelsäule beim Waschen und Schneiden auch nach hinten überstreckt.

· Krummer Rücken: Besonders beim Waschen und Schneiden neigten die beobachteten Personen ihren Oberkörper teils stark nach vorne und verharrten häufig auch länger in solchen ungünstigen Haltungen.

· Steile Lendenwirbelsäule: Ein Rollhocker verbesserte auch die Rückenhaltung beim Haareschneiden nicht. Vielmehr verschwand im Sitzen das natürliche Hohlkreuz, so dass die Lendenwirbelsäule in eine künstliche Steilstellung geriet.

Ungünstige Bewegungen gesehen
Probleme bereiten kann auch das häufige Wiederholen kleiner Bewegungen. Entsprechende Belastungen beobachtete das Forschungsteam an den Fingern (beim Waschen und Schneiden), am Handgelenk (beim Schneiden, Rasieren, Föhnen und Färben) sowie am Ellenbogen (beim Färben).

Forschung geht weiter
Die aktuellen Erkenntnisse basieren auf der ersten von insgesamt vier Teilstudien. Das Forschungsteam wird nun die berufstypischen Körperhaltungen und Bewegungen von Friseurinnen und Friseuren weiter untersuchen und eine Befragung von Beschäftigten der Branche zu Muskel-Skelett-Beschwerden auswerten. Ziel des Forschungsprojektes ist es, praxistaugliche Maßnahmen zu entwickeln, mit denen sich im Friseurhandwerk die arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren für den Bewegungsapparat reduzieren lassen.

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