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Arbeitsmedizin als Schnittstelle konsequent nutzen

Die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.V. (DGAUM) begrüßt die Initiative des Gesetzgebers, den wachsenden gesellschaftlichen Herausforderungen im Zusammenhang mit einer raschen Zunahme chronischer, inkl. psychischer Erkrankungen durch einen gesamtgesellschaftlichen Präventionsansatz mit Stärkung der Gesundheitsförderungssystematik zu begegnen. Eine Stärkung der betrieblichen Gesundheitsförderung und der Prävention in Lebenswelten entspricht der Zielsetzung der wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft DGAUM und wird von ihr ausdrücklich unterstützt.

Prävention und Gesundheitsförderung besitzen sowohl für den einzelnen Menschen als auch für die Gesellschaft eine zunehmende Bedeutung. Für die DGAUM besteht in unserer Gesellschaft ein breit getragener Konsens darüber, dass die Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung nicht nur für die Lebensqualität, sondern auch zur ökonomischen Stabilisierung des deutschen Gesundheitswesens unverzichtbar ist. Hierzu bedarf es einer gesamtgesellschaftlichen, übergreifend aufgestellten Systematik der Prävention und Gesundheitsförderung, die sowohl auf die individuelle Eigenverantwortung als auch auf die präventive Gestaltung der Lebens-, inklusive der Arbeitsbedingungen, fokussiert. In diesem Zusammenhang sehr erfreulich ist die Einbeziehung des größten Präventionssettings – der Unternehmen – in den Gesetzentwurf. Rund 40 Millionen Erwerbstätige können in Deutschland über bestehende rahmenrechtliche Regelungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes erreicht werden. Der Arbeitsmedizin, den Betriebsärzten vor Ort, kommt hier nach Meinung der DGAUM als einer integrierenden Funktion eine wesentliche Bedeutung zu. Als präventivmedizinische Disziplin umfasst die Arbeitsmedizin insbesondere die Wechselbeziehungen zwischen Arbeit und Beruf einerseits sowie Gesundheit und Krankheiten andererseits. Im Fokus steht besonders die Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit des arbeitenden Menschen, inkl. der Prävention von arbeits- und umweltbedingten Erkrankungen.

Über die Arbeitsmediziner und die Betriebsärzte können, so die DGAUM, Präventionsmaßnahmen zielgerichtet auf individueller und betrieblich-systemischer Ebene adressiert werden. Kernaufgabe der Fachärzte für Arbeitsmedizin sowie der Betriebsärzte vor Ort ist es einerseits, auf gesundheitsgerechte, salutogene Arbeitsbedingungen hinzuwirken und andererseits, die Beschäftigten in den Unternehmen zu befähigen, die individuelle Kontrolle über ihre Gesundheit zu erhöhen und dadurch ihre Gesundheit zu fördern. Die Arbeitsmedizin ist eine integrierende Schnittstelle zwischen primärpräventiver Gesundheitsförderung und ambulanter Primärversorgung, die für alle an Primärprävention und Primärversorgung beteiligten Gesundheitsexperten eine koordinierende Plattform bietet. Denn niedergelassene „Ärzte treffen in der Praxis überwiegend auf Patienten, die präventive Grundsätze vernachlässigen oder aber sich daran halten und trotzdem erkranken“: 80 Prozent der befragten niedergelassenen Ärzte gaben an, nicht mehr als zehn Prozent ihrer Arbeitszeit für Primärprävention zu nutzen. In gemeinsamen Projekten mit der Versorgungsforschung, Haus- und Fachärzten – so etwa im Projekt „Ärzte und Betrieb als Kooperationspartner“ – wurde unter aktiver Beteiligung der DGAUM der Vorteil des unmittelbaren Zugangs von Arbeitsmedizinern und Betriebsärzten zu Adressaten zielgerichteter Präventionsaktivitäten aufgenommen und in ein System integrierter Versorgung mit niedergelassenen Vertragsärzten eingebettet. Diese Systematik steht beispielhaft für die zweifelsohne im deutschen Gesundheitssystem vorhandenen Synergiepotenziale.

Auf die übergreifende Bedeutung betrieblicher Prävention für Arbeitnehmer, Unternehmen und die Gesamtgesellschaft wird nach Aussage der DGAUM in einer aktuellen Studie hingewiesen. Zur Stärkung der betrieblichen Prävention in deutschen Unternehmen gebe es angesichts des demografischen Wandels, des zunehmenden Fachkräftemangels und der steigenden Krankheitskosten weder aus betrieblicher noch aus volkswirtschaftlicher Perspektive eine Alternative. Volkswirtschaftlich betrachtet verbessere die betriebliche Gesundheitsvorsorge nachhaltig die Kosten-Nutzen-Rechnung und sei damit der Schlüssel zur Eindämmung steigender Gesundheitsausgaben. Für eine Entwicklung von der heilenden hin zur vorsorgenden Medizin gelte es, Handlungsblockaden und Informationsdefizite von Politik, Unternehmen, Krankenkassen, Ärzten und Mitarbeitern zu überwinden und eine stärkere Zusammenarbeit zu fördern. Vor dem Hintergrund dieser brandaktuellen Studie plädiert die DGAUM dafür, den im Gesetzesentwurf der Bundesregierung angelegten Entwurf zur Entwicklung von Strukturen, die eine gesamtgesellschaftliche Präventionssystematik in Deutschland nachhaltig unterstützen, unbedingt weiter zu verfolgen und diesen Realität werden zu lassen, zum Nutzen der arbeitenden Bevölkerung und der gesamtwirtschaftlichen Prosperität unseres Landes.

Wortlaut der ausführlichen DGAUM-Stellungnahme finden Sie unter:

dgaum.de/index.php/publikationen/positionspapiere.html

Aktuelle Studie zum Thema:

Vorteil Vorsorge. Die Rolle der betrieblichen Gesundheitsvorsorge für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland. Booz & Company, 2011

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