Ob Fliesenleger, Installateur oder Dachdecker in vielen Berufen wird regelmäßig im Knien oder Hocken gearbeitet. Dass kniebelastende Haltungen eigentlich immer mit starker oder gar extremer Beugung des Kniegelenks verbunden sind und damit das Kniegelenk stärker beanspruchen als bisher angenommen, belegt eine Untersuchung des Instituts für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA). Den Aspekt der Kniebeugung und andere Einflussgrößen haben die Arbeitswissenschaftler des IFA in einer umfangreichen Studie zu Art und Umfang von Kniebelastungen systematisch untersucht. Die Ergebnisse sind auf den Seiten des IFA (http://www.dguv.de/ifa/de/pub/rep/reports2012/ifa0212/index.jsp) verfügbar.
Knien, aber auch Hocken oder Kriechen am Arbeitsplatz, sind Risikofaktoren für Verletzungen und Erkrankungen der Kniegelenke, wie Meniskusschäden oder Arthrose. Die Mechanismen, die im Knie zu solchen Schäden führen, sind kompliziert und von mehreren Faktoren beeinflusst. Bislang gab es vor allem Informationen zur täglichen Dauer kniebelastender Haltungen für typische berufliche Tätigkeiten. Das IFA geht mit seiner neuen Untersuchung weit darüber hinaus: Die Forscher liefern erstmals auch Messdaten zu Kniewinkeln, zur Symmetrie der Kniebelastung und zur täglichen Anzahl sowie zur Dynamik der Belastungsphasen.
Große und extrem große Kniewinkel von 120 Grad und mehr sind bei Arbeiten in kniebelastenden Haltungen eher die Regel, sagt Dr. Dirk Ditchen, Studienleiter im IFA. Und je stärker die Beugung, desto größer kann zum Beispiel der Einfluss auf den Meniskus sein. Diese Erkenntnis liefere einen wichtigen neuen Anhaltspunkt für die weitere Erforschung von Knieerkrankungen.
Aber auch andere Studienergebnisse des IFA können helfen, die Schädigungsmechanismen im Knie zu verstehen. Während die Kniewinkel für kniebelastende Tätigkeiten durchgängig hohe Werte erreichen, variieren die Zeitanteile solcher Tätigkeiten in den untersuchten Berufen stark, nämlich von 0 bis über 80 Prozent einer Tagesschicht. Gleiches gilt für die Anzahl der Kniebelastungsphasen pro Arbeitsschicht und auch für die Art der Kniebelastungen, die von relativ statisch bis sehr dynamisch reichen. Schließlich konnte die Untersuchung zeigen, dass in den meisten Fällen ein Kniegelenk stärker belastet ist als das andere.
Der Report gibt darüber hinaus einige Hinweise, wie kniebelastende Haltungen vermieden werden können. Seit 2009 ist die Kniegelenksarthrose (Gonarthrose) in die Berufskrankheiten-Liste aufgenommen. Damit kann sie bei einer entsprechenden beruflichen Belastung durch Knien oder eine vergleichbare Kniebelastung als Berufskrankheit anerkannt werden.