Reichlich gefüllte Obstschalen, Mineralwasser aus einer französischen Naturquelle und antibakterielle, sensitive Handlotion mit Zitronen-Minze-Aroma können sicherlich bei vielen Mitarbeitern für einen Moment die Stimmung heben, allerdings sollten sich Arbeitgeber fragen, ob sie mit diesen „Maßnahmen“ wirklich das erreichen, was sie sich erhoffen: ein besseres Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Es ist kein Geheimnis mehr, dass ein gutes Wohlbefinden Mitarbeiter anspornt, bessere Leistungen zu erbringen, die sich schließlich auch auf die Geschäftsziele des Unternehmens positiv auswirken. Es ist daher an der Zeit, einen ganzheitlichen Ansatz zu finden. Der Besuch einer Masseurin einmal im Monat im Unternehmen oder die Teilnahme an einem Sportkurs wöchentlich, gesponsert vom Arbeitgeber, sind bzw. können Schritte sein, um Krankheiten vorzubeugen und krankheitsbedingte Fehlzeiten zu verhindern, aber sie können weder ein Umdenken bei den Mitarbeitern auslösen noch dazu beitragen, langfristig sowohl beruflich als auch privat eine gesunde Lebensweise zu fördern.
Mitarbeitergesundheit aus Sicht der Arbeitgeber
Es wird höchste Zeit, sich um dieses wichtige Thema zu kümmern, denn die Kosten eines schlechten Gesundheitszustandes am Arbeitsplatz haben einen Rekordwert erreicht. Der krankheitsbedingte Arbeitsausfall (32 Prozent der europäischen Arbeitnehmer waren durchschnittlich zwei Wochen krank geschrieben) und die Minderarbeitsleistung aufgrund von Krankheiten kosten europäische Unternehmen jährlich unfassbare 73 Milliarden Euro.1 Minderarbeitsleistung von Mitarbeitern hat negative Auswirkungen auf die Produktivität. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 % in Europa und 52 % in Deutschland) der Sitz-Steh-Studie von Fellowes gibt zu, trotz Krankheit zur Arbeit zu gehen und schlechte Arbeitsleistungen in Kauf zu nehmen.2 Dieses Phänomen nennt sich Präsentismus und ist ein Ergebnis des stetig zunehmenden Leistungsdrucks in unserer Gesellschaft. Die Arbeitsumgebung und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter stehen im engen Zusammenhang. Das Gefühl eines Mitarbeiters bezüglich des eigenen Büros sowie die dem persönlichen Wohlbefinden entgegengebrachte Wertschätzung beeinflussen zweifelsohne die Verweildauer eines Mitarbeiters in der entsprechenden Funktion. Die kürzlich von Fellowes durchgeführte Studie bestätigt diese Annahme. So würde knapp ein Drittel aller Mitarbeiter die Arbeitsstelle aufgrund negativer Auswirkungen der Arbeitsumgebung auf das gesundheitliche Wohlbefinden kündigen. Und über die Hälfte der Manager wiederum sind davon überzeugt, dass der Verlust von Mitarbeitern eben genau darauf zurückzuführen ist.3
Arbeitgeber tragen
Mitverantwortung
Trotz massiven Maschineneinsatzes und technologischen Fortschritts spielen auch in der heutigen Arbeitswelt die Mitarbeiter und ihre Gesundheit sowie Zufriedenheit für den Unternehmenserfolg eine entscheidende Rolle. Mehr denn je zuvor legen die Menschen heute großen Wert auf eine gesunde Lebensweise in ihrer Freizeit. Dass sich auch eine dementsprechende Erwartungshaltung im Büro hinsichtlich Gesundheit und Wohlbefinden bildet, ist nachvollziehbar und unumgänglich. Der Kampf um die besten Talente nimmt zu, deshalb beschäftigen sich immer mehr Personalabteilungen damit, heute und in Zukunft attraktivere Arbeitsumgebungen und -bedingungen zu schaffen. Zwei von fünf Studienteilnehmern geben an, dass sie bereits im Laufe des Bewerbungsprozesses für eine neue Stelle das Wohlbefinden am Arbeitsplatz thematisieren.4 73 Prozent der Führungskräfte nehmen auch gestiegene Erwartungen von Mitarbeitern hinsichtlich Wohlbefinden am Arbeitsplatz wahr.5 Es wundert daher nicht, dass immer mehr Programme zur Steigerung des Wohlbefindens am Arbeitsplatz in ganz Europa wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Zufriedenheit und Gesundheit der Mitarbeiter sollte für Arbeitgeber eine wichtige Priorität sein, denn es gibt zahlreiche Vorteile, die nicht zu vernachlässigen sind, wie:
- Reduzierte Fehlzeiten: Stehen und sich während des Arbeitstags bewegen kann das Risiko von Gesundheitsproblemen (wie etwa Rücken- und Nackenschmerzen) deutlich verringern, wodurch Fehlzeiten bei der Arbeit verringert werden.
- Höhere Produktivität: Ist ein Mitarbeiter gesund und fühlt sich wohl am Arbeitsplatz, ist er leistungsfähiger und damit auch produktiver.
- Niedrigere Fluktuationsrate: Maßnahmen zur Verbesserung des Wohlbefindens von Mitarbeitern sind Zeichen der Wertschätzung und Argumente für Talente, dem Arbeitgeber gegenüber loyal zu sein.
- Positive Arbeitgebermarke: 70 Prozent der europäischen Arbeitnehmer sind davon überzeugt, dass Unternehmen mit starken Engagement in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden die besten Mitarbeiter finden.6 Vor allem die jüngere Generation schätzt gesündere Arbeitsumgebungen.
Arbeitsumgebung ist
entscheidend
Wenn also eine gute Arbeitsumgebung entscheidend für die Mitarbeiterzufriedenheit und –gesundheit ist, stellt sich die Frage, wie eine auf Unterstützung und Wohlbefinden fußende Arbeitsumgebung für Mitarbeiter aussehen und realisiert werden kann? Wellness-Angebote können eine mögliche Maßnahme in einem Programm sein, weil sie die Mitarbeiterbindung stärken und auch dazu führen können, die Fehlzeiten zu senken, was wiederum zur Steigerung von Unternehmensgewinnen beitragen kann. Um jedoch eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, sollten solche Programme ganzheitlich konzipiert und strategisch auf die Ziele des Unternehmens abgestimmt sein. Nachdem in vielen Unternehmen der Großteil der Mitarbeiter in Büros ihre Arbeit überwiegend im Sitzen verrichtet, kommt die Bewegung, die für die Gesundheit und das Wohlbefinden so wichtig ist, viel zu kurz. Digitale Kommunikationsmittel wie E-Mail und Instant-Messenger haben sicherlich die Effizienz verbessert bzw. das Tempo der Zusammenarbeit erhöht, tragen jedoch gar nicht dazu bei, dass Mitarbeiter persönlich mit Kollegen kommunizieren und den Weg zum nächsten Büro auf sich nehmen. Um die Bewegung am Arbeitsplatz zu fördern, gibt es für Arbeitgeber zahlreiche Möglichkeiten.
Laut den Ergebnissen der Loudhouse-Studie, die im Auftrag von Fellowes durchgeführt worden ist, haben bereits zwei Drittel der europäischen Unternehmen Initiativen zur Verbesserung des Wohlbefindens von Mitarbeitern eingeführt.7 Dennoch haben bereits nach neuesten Erkenntnissen 54 Prozent der Arbeitgeber erfahren müssen, dass Leistungsträger ihr Unternehmen aufgrund mangelhafter Arbeitsumgebung verlassen haben.8 Dies ist eine alarmierende Entwicklung, die von Unternehmen ernst genommen werden muss. Der Ergonom und Vordenker für das aktive Arbeiten Steven Bowden hat konkrete Tipps für Unternehmen: „Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ihre Top-Talente binden, indem sie ihnen Informationen bereitstellen, für Abwechslung sorgen (z. B. mit einem Besprechungsraum für Meetings im Stehen, Poster, die Mitarbeiter wöchentlich daran erinnern, ihre Gewohnheiten zu ändern, aufhängen), Geschäftsessen organisieren und dazu anregen, die Treppen statt den Fahrstuhl zu benutzen.“ Die Mitarbeiter wünschen sich Veränderung. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten gibt an, aktiver sein und sich im Arbeitsalltag mehr bewegen zu wollen. Viele nutzen bereits Wearables, die die Anzahl der zwischen Besprechungen gestiegenen Treppenstufen zählen oder nehmen vom Laufband im unternehmenseigenen Fitnessstudio an Telefonkonferenzen teil. Arbeitnehmer wollen den richtigen Weg einschlagen, gesünder und aktiver zu leben, um leistungsfähiger und produktiver sein zu können. Doch noch straucheln sie auf diesem Weg. Jeder Vierte, der bereits zu Hause eine gesunde Lebensweise hat, überträgt diese nicht in seinen Arbeitsalltag.
62 Prozent der befragten Beschäftigten geben an, dass je länger sie am Schreibtisch ohne Bewegungspausen arbeiten desto mehr ihre Aufmerksamkeit darunter leidet.9 Bowden bestätigt dieses Ergebnis und sagt: „Wenn wir uns bewegen, fühlen wir uns besser. Wir können Stress abbauen, wir haben mehr Energie, die unser Gehirn versorgt. Wenn wir uns tagsüber mehr bewegen, bringt das viele Vorteile.“
Es liegt in der Natur der Sache, dass der menschliche Körper dazu geschaffen ist, sich zu bewegen. Wenn wir uns nicht bewegen, drohen Gesundheitsprobleme wie etwa hoher Blutdruck oder erhöhter Cholesterinspiegel. Einer von drei europäischen Arbeitnehmern leidet als Folge von stundenlangem Sitzen vor dem Computer täglich bereits unter Beschwerden wie
Rückenschmerzen, Nackenschmerzen und Müdigkeit. Dass die Produktivität und Leistungsfähigkeit beeinträchtigt ist, behaupten 60 Prozent.10
Führungskräfte als Wegweiser
Im Interesse der Belegschaft und des Unternehmens sollten Führungskräfte eine proaktivere Haltung einnehmen, wenn es darum geht, mehr Bewegung in den Arbeitsalltag einzubauen. Sie sind in der Lage, ihre Mitarbeiter dazu anzuregen, beispielsweise alle 20 Minuten eine Bildschirmpause einzulegen, aufzustehen und sich zu bewegen oder die Mitarbeiter daran zu erinnern, mindestens zwei Stunden Stehzeit am Tag zu erreichen. Die Wurzel vieler Gesundheitsprobleme liegt in einer dauerhaften Fehlhaltung. Vor allem Beschäftigte, die einer Bürotätigkeit nachgehen, sind betroffen. Innovationen und neue Technik wie der Übergang vom traditionellen PC mit einem festen Monitor und einem Tower hin zu einem Laptop, der mit einem Bildschirm, einer Tastatur und einer Maus verbunden ist, führt dazu, dass Beschäftigte ihre Arbeit beispielsweise zu Besprechungen zwar mitnehmen können, allerdings führt es leider auch dazu, dass sie eine sitzende, über den Bildschirm gebeugte Haltung für viele Stunden einnehmen, die schlichtweg die schlechteste Position ist. Und geht man davon aus, dass in fast allen Büros täglich bis zu sieben oder acht Stunden auf diese Weise gearbeitet wird, stellt das ein riesiges Problem für Unternehmen dar. Selbst wenn Mitarbeiter für Veränderungen bereit sind und sie sogar fordern, weil sie von den gesundheitlichen Vorteilen überzeugt sind, bedeutet es nicht gleich, dass sie diese auch auf ganzer Linie umsetzen werden. Sich eine völlig neue Arbeitsweise zur Gewohnheit zu machen, das braucht viel Zeit. Geduld und Ausdauer sind dabei entscheidend. 73 Prozent der Arbeitnehmer sind davon überzeugt, dass Gesundheitsansätze am Arbeitsplatz proaktiv, präventiv und langfristig ausgelegt sein müssen, damit sie greifen.11 Eine im Jahr 2009 vom University College London durchgeführte Studie fand heraus, dass es im Durchschnitt 66 Tage dauert, um neue Gewohnheiten aufzubauen. Gerade in den ersten paar Wochen muss eine neue aktive Arbeitsweise besonders stark verfolgt werden. Dazu zählt ein erfolgreicher Einstieg, bei dem eine dynamische, aktivere Arbeitskultur, die auch nach Monaten an Intensität nicht nachlässt, geschaffen wird. Gerade die Millennials und Generation Z, die ins Berufsleben starten, sind sehr offen und bringen eine frische Perspektive, was für das Wohlbefinden und den Schutz der Gesundheit heutzutage unerlässlich ist. Ältere Generationen leben eher nach der Mentalität sich so lange wie möglich mit den Gegebenheiten am Arbeitsplatz zu arrangieren, bis ein nicht schnell zu kurierendes Gesundheitsproblem wie Verspannungs- und Kopfschmerzen auftritt. Erst dann erkundigen sie sich beim Vorgesetzten und erbitten schnelle Lösungen wie etwa Handballenauflagen oder Rückenstützen.
95 Prozent der Europäer glauben, dass ihr Schreibtisch den größten Einfluss auf ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz hat.12 Neben den Maßnahmen zu Wellness, Ernährung und Sport könnte der Schreibtisch ein weiterer Ansatzpunkt für Veränderung für Arbeitgeber sein. In Skandinavien verändern Sitz-Steh-Lösungen bereits das Arbeitsleben von 80 Prozent der Mitarbeiter mit dem Ergebnis, dass sie produktiver, gesünder und glücklicher sind.13 Mithilfe eines ergonomischen Arbeitsplatzkonzepts könnte der Arbeitsalltag von vielen Bürobeschäftigten mit mehr Bewegung durch abwechselndes Sitzen und Stehen am Schreibtisch gefüllt sein. Ein Sitz-Steh-Arbeitsplatz eignet sich für solch ein Arbeitsplatzkonzept, denn darunter ist ein höhenverstellbarer Schreibtisch für den schnellen und dynamischen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen zu verstehen.
„Gesunde Arbeit sorgt für gesunde Unternehmen. Mehr noch: Ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze zeigen die Achtsamkeit des Arbeitgebers gegenüber seinen Mitarbeitern“, weiß Ralf Eisele, Experte für Ergonomie und gesundes Arbeiten. „Der ständige Wechsel zwischen Sitzen und Stehen ist dabei, auch aus arbeitsmedizinischer Sicht, eine der wichtigsten Voraussetzungen für gesünderes Arbeiten.“14 Eine Umstellung auf ergonomische Arbeitsplätze ist mit Investitionen verknüpft. Die aus den Vorteilen eines aktiveren Arbeitsplatzes resultierende Rentabilität muss erst belegt sein, damit Unternehmen sich dahingehend entscheiden. Bowden sagt dazu: „Schon kleine Verbesserungen des Wohlbefindens und der Produktivität der Mitarbeiter können erhebliche finanzielle Einsparungen bedeuten. Eine Studie15 hat gezeigt, dass die Einsparungen etwa neunmal höher sind als die Ausgaben für ergonomische Interventionen. Die Studie hatte die Anzahl der Verletzungen und die Fluktuation gemessen.“
Umfassende und ganzheitliche Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Mitarbeitern kommen nicht nur den Beschäftigten zugute, sondern auch den Unternehmen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um bei allen Beteiligten ein Umdenken anzustoßen und neue, gesündere Gewohnheiten am Arbeitsplatz voranzutreiben. Auch das Thema Präsentismus kann bekämpft werden, sofern sich Führungskräfte bzw. Arbeitgeber ihrer Verantwortung bewusst werden und statt nur reaktiv auch ein proaktives Verhalten an den Tag legen.