EU-OSHA

Neue Studie:Erkennung arbeitsbedingter Erkrankungen mithilfe von Warn- und Beobachtungssystemen

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„Arbeitsbedingte Erkrankungen und Verletzungen kosten die Europäische Union 3,3 % ihres BIP (ILO 2017). Das entspricht 476 Mrd. EUR jährlich. Mit den passenden Systemen, Maßnahmen und Praktiken in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit könnte dieser Betrag eingespart werden.

Der Bericht „Warn- und Beobachtungskonzepte für die Identifizierung arbeitsbedingter Erkrankungen in der EU“ zeigt, wie diese Systeme auftretende Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz aufzeigen, frühzeitige gesundheitliche (Präventions-)Maßnahmen ermöglichen und einer evidenzbasierten Maßnahmengestaltung förderlich sind. Das Projekt verdeutlicht, wie nützlich Warn- und Beobachtungssysteme sind, um die bereits zur Überwachung bekannter Berufskrankheiten eingesetzten Instrumente zu ergänzen, da sie dazu beitragen, neue berufsbedingte Krankheiten zu erkennen. Dazu gehören zum Beispiel die „Popcorn-Lunge“, bei der es sich um eine schwere Lungenerkrankung bei Fabrikarbeitern handelt, und Herzprobleme aufgrund der Kohlenmonoxidbelastung in kaffeeverarbeitenden Betrieben. Zudem wird in dem Bericht empfohlen, wie politische Entscheidungsträger und Akteure im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit die Erkenntnisse der Studie umsetzen können. Das Projekt war darauf ausgerichtet, den Informationsaustausch zu fördern und Erfolgsgeschichten aufzuzeigen.

Christa Sedlatschek, die Direktorin der EU-OSHA, hebt den potenziellen Nutzen solcher Systeme hervor: „Arbeitsbedingte Erkrankungen und Verletzungen kosten die Europäische Union 3,3 % ihres BIP (ILO 2017). Das entspricht 476 Mrd. EUR jährlich. Mit den passenden Systemen, Maßnahmen und Praktiken in Bezug auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit könnte dieser Betrag eingespart werden. Wir hoffen, dass das Projekt der EU-OSHA als Inspiration für die Umsetzung von Warn- und Beobachtungssystemen in den Ländern dienen wird, in denen es noch keine gibt.“

Der Bericht ermittelte 75 Überwachungssysteme in 26 Ländern. Eine eingehende Analyse von zwölf dieser Systeme veranschaulicht die verschiedenen möglichen Konzepte und verdeutlicht dabei ihre jeweiligen Stärken und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten. Der Bericht beschreibt die praktischen Aspekte der Umsetzung dieser Konzepte und deren Zusammenhang mit Prävention und Politikgestaltung. Zudem wird dargestellt, wie bestehende Überwachungssysteme um eine Warn- und Beobachtungsfunktion erweitert werden können.

SIGNAAL ist beispielsweise ein Beobachtungssystem mit einer Online-Meldefunktion, mit dem mutmaßliche neue Zusammenhänge zwischen Gesundheitsbeschwerden und beruflichen Tätigkeiten auf praktische, schnelle und nutzerfreundliche Weise erfasst werden. Das System wurde von niederländischen und belgischen Fachleuten entwickelt. Das norwegische Register für arbeitsbedingte Erkrankungen (RAS) ist ein nationales Register der norwegischen Gewerbeaufsicht, das einen Rahmen für beobachtete gesundheitsbezogene Vorfälle mit einer niedrigen Meldeschwelle schafft, um die Meldung von Verdachtsfällen arbeitsbedingter Erkrankungen so einfach wie möglich zu machen.

Die wichtigsten Erkenntnisse umfassen außerdem Folgendes:

  • Ein perfektes Überwachungssystem gibt es nicht. Es werden mehrere Systeme mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen beschrieben. Die Interessenträger sollten den Kontext berücksichtigen, in dem das System eingesetzt werden soll, aus Beispielen bewährter Verfahren lernen und darauf abzielen, bereits bestehende Konzepte zu ergänzen.
  • Hinsichtlich der Überwachung wurden einige Schwachstellen identifiziert. Bestimmte Gruppen arbeitsbedingter Erkrankungen, vor allem komplexe arbeitsbedingte Erkrankungen mit langen Latenzzeiten wie zum Beispiel psychische Erkrankungen, Muskel- und Skeletterkrankungen und bestimmte Krebsarten, werden derzeit nicht hinreichend überwacht. Das Gleiche gilt für die potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen neuer und in Entwicklung befindlicher Technologien, z. B. Nanotechnologie oder moderne Robotertechnik. Zudem liegt der Überwachungsschwerpunkt oft auf traditionellen Sektoren wie der Landwirtschaft und der Baubranche, während andere Bereiche, die bisher vernachlässigt wurden – z. B. das Hotel-, Gaststätten- und Cateringgewerbe, aber auch Wachstumsbranchen wie Kommunikation und IT-Dienste – in die Überwachung einbezogen werden sollten.
  • Wichtige Faktoren bei der Entwicklung dieser Systeme sind u. a. die Verbreitung von Erfolgsgeschichten über den Beitrag dieser Systeme zur Identifizierung neuer arbeitsbedingter Krankheiten und zu deren Prävention. Dies ist sowohl zur Erhöhung der Bereitschaft zur Meldung von Fällen als auch zur Sicherung der politischen und finanziellen Unterstützung unerlässlich. Die Stärkung der Zusammenarbeit mit nationalen Arbeitsschutzstellen und mit öffentlichen Gesundheitseinrichtungen ist ebenfalls ein entscheidender Erfolgsfaktor, um die Erkenntnisse der Systeme in die politische Entscheidungsfindung einfließen zu lassen. Die internationale Zusammenarbeit und der Datenaustausch zwischen den Mitgliedstaaten stellen einen wichtigen Faktor zur Verbesserung der Warn- und Beobachtungssysteme in der EU dar.

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) trägt dazu bei, die Arbeitsplätze in Europa sicherer, gesünder und produktiver zu machen. Die Agentur untersucht, entwickelt und verbreitet verlässliche, ausgewogene und unparteiische Informationen über Sicherheit und Gesundheit und organisiert europaweite Sensibilisierungskampagnen. Die 1994 von der Europäischen Union gegründete Agentur mit Sitz in Bilbao (Spanien) bringt Vertreter der Europäischen Kommission, der Regierungen der Mitgliedstaaten, der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände sowie führende Sachverständige aus den EU-Mitgliedstaaten und anderen Ländern zusammen.

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