05_Klimawandel

Globaler Klima-Risiko-Index 2019

Der Globale Klima-Risiko-Index (KRI) von Germanwatch zeigt, wie stark Länder von Wetterextremen wie Überschwemmungen, Stürmen, Hitzewellen etc. betroffen sind. Untersucht werden die menschlichen Auswirkungen (Todesopfer) sowie die direkten ökonomischen Verluste. Als Datenbasis dient die weltweit anerkannte Datenbank NatCatSERVICE der Munich RE, unter Einbezug weiterer demographischer (Bevölkerungszahl) und wirtschaftlicher Daten (Bruttoinlandsprodukt) des Internationalen Währungsfonds. Germanwatch veröffentlicht den KRI jährlich und in diesem Jahr zum 14. Mal. Im KRI 2019 sind die Extremwetterereignisse des Jahres 2017 und für den Zeitraum 1998 bis 2017 erfasst.

Wenngleich die Auswertungen über die Schäden und Todesopfer keine Aussage darüber erlauben, welchen Einfluss der Klimawandel bereits bei diesen Ereignissen hatte, so lässt sich doch ein Bild der Verwundbarkeit der Staaten zeichnen. Dies kann als Warnsignal verstanden werden, sich auf zukünftig möglicherweise vermehrte und stärkere Extremwetterereignisse durch Katastrophenvorsorge und Anpassung an den Klimawandel besser vorbereiten zu müssen.

Im Einzelnen kommt der KRI 2019 zu folgenden Ergebnissen:

Im Jahr 2017 am stärksten betroffene Länder

2017 waren Puerto Rico, Sri Lanka und Dominica am stärksten von Extremwetter betroffen, gefolgt von Nepal, Peru und Vietnam. Tabelle 1 zeigt die zehn meistbetroffen Länder des letzten Jahres mit ihrer durchschnittlichen gewichteten Platzierung (KRI-Wert) und den konkreten Ergebnissen in den vier analysierten Kategorien.

Puerto Rico und Dominica wurden im September 2017 schwer vom Hurrikan Maria getroffen. Die Infrastruktur der beiden Inseln wurde fast vollständig zerstört. Die meisten Menschen in dieser Region lebten monatelang ohne Strom, da der Hurrikan das bereits marode Stromnetz lahmlegte. Die Regierung von Puerto Rico korrigierte die Zahl der Todesopfer später drastisch von 64 auf 2 975 Tote nach oben. In Dominica ließ der Sturm über 31 Tote zurück und verursachte einen Schaden von rund 1,2 Milliarden US-Dollar. Tausende von Menschen blieben ohne Zuhause und 90 % der Dächer des Landes wurden zerstört. Maria war der erste Sturm der Kategorie 4, der Puerto Rico seit 1932 direkt traf, und der zweitstärkste Wirbelsturm der Dominica erschüttert hat, nach dem Hurrikan Irma (auch 2017).

Im Mai 2017 kam es in Sri Lanka nach starken Monsunregen in südwestlichen Regionen des Landes zu schweren Erdrutschen und Überschwemmungen. Mehr als 200 Menschen starben nach den schlimmsten Regenfällen auf der Insel im Indischen Ozean seit 2003. Der Monsun hat mehr als 600 000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben, 12 Bezirke waren betroffen.

Länder, die im Zeitraum von 1998–2017 am stärksten betroffen waren

Puerto Rico, Honduras und Myanmar waren in diesen 20 Jahren am härtesten von Extremwetterereignissen betroffen, gefolgt von Haiti, den Philippinen und Nicaragua. Tabelle 2 zeigt die zehn am stärksten betroffenen Länder der letzten beiden Jahrzehnte mit ihren jeweiligen durchschnittlichen gewichteten Platzierungen (KRI-Wert) und den konkreten Ergebnissen in den vier analysierten Kategorien.

Im Vergleich zur Analyse der Jahre 1997 bis 2016 aus dem KRI 2018 hat sich an der Spitze des KRI-Rankings eine Veränderung ergeben: Die Verwüstung des Hurrikans Maria befördert Puerto Rico an Platz Eins, Dominica belegt den zehnten Platz. Darüber hinaus sind fast alle Länder, die letztes Jahr zu den „Bottom 10“ gehörten, auch in der diesjährigen Ausgabe wieder vertreten. Honduras und Myanmar gehören weiterhin zu den drei meistbetroffenen Ländern der vergangenen zwanzig Jahre. Diese Platzierungen lassen sich auf die Auswirkungen von außergewöhnlichen Katastrophen zurückführen, wie Hurrikan Mitch in Honduras 1998 oder Zyklon Nargis in Myanmar 2008, durch den geschätzte 140 000 Menschen ihr Leben und etwa 2,4 Millionen ihr Eigentum verloren.

Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die besondere Verletzlichkeit ärmerer Länder durch Klimarisiken: Vor allem relativ zu ihrer Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl sind Entwicklungsländer sehr viel stärker von Extremwetter betroffen als Industrieländer. Die absoluten finanziellen Schäden sind zwar in reichen Ländern deutlich höher. Dennoch sind in einkommensschwachen Ländern Todesfälle, Elend und existenzielle Bedrohungen durch Extremwetter viel wahrscheinlicher.

1 Human Development Indices and Indicators 2018 Statistical Update

2 Hinweis: Puerto Rico ist kein unabhängiger Nationalstaat, sondern ein Gebiet ohne eigene Rechtspersönlichkeit der USA. Aufgrund der geografischen Lage und der sozioökonomischen Indikatoren weist Puerto Rico jedoch andere Bedingungen und Verletzlichkeit gegenüber extremen Wetterereignissen auf als der Rest der USA. Der KRI soll einen umfassenden und detaillierten Überblick darüber geben, welche Länder und Regionen von extremen Wetterereignissen besonders betroffen sind. Daher wurde Puerto Rico in unserer Analyse gesondert betrachtet.

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