Die SI-Akademie für Sicherheit + Gesundheit bei der Arbeit richtet ihr Weiterbildungsangebot an den Bedürfnissen und Interessen von Sicherheitsingenieuren, Fachkräften für Arbeitssicherheit, Sicherheitsbeauftragten, Ergonomen, BGM-Beauftragten, Führungskräften und Gesundheitsmanagern aus. Das Themenfeld der Seminare ist breit gefächert und beschäftigt sich vor allem mit Themen aus dem Umfeld von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, blickt dabei aber auch über den berühmten Tellerrand hinaus. Die SI-Akademie möchte durch ihr Angebot die Arbeitsbedingungen im Produktionsbereich und im Büro verbessern helfen. Über die Aktivitäten der Akademie sowie Wissenswertes rund um unser Seminarangebot informieren wir Sie regelmäßig hier in ErgoMed/Prakt. Arb.med.
Erfolgskonzept Ergonomie: Fachhändler nutzen Netzwerk
Wenn es um den gesunden, ergonomischen Arbeitsplatz geht, ist der Fachhändler im Bereich Büromöbel ein zunehmend wichtigerer Ansprechpartner. Dabei kann er mit qualifizierter Beratungsleistung punkten, denn immer mehr Kunden suchen nach individuellen Lösungen. Mehr denn je ist die Branche auf Wissenstransfer angewiesen. Die Interessengemeinschaft der Rückenschullehrer/-innen (IGR e. V.) setzt ihrerseits auf eine Steigerung der Beratungskompetenz der Fachhändler. Durch Fortbildungen und fachlichen Austausch im Handel bringt sie qualifiziertes Know-how an eine entscheidende Schnittstelle. Bundesweit gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Fachhändlern, die als Kompetenzpartner Ergonomie die Arbeit der Interessengemeinschaft unterstützen, aber auf diesem Weg auch ihrerseits fachliche Unterstützung bekommen. Wir haben zwei der Kompetenzpartner nach ihren Erfahrungen mit dem Netzwerk gefragt.
Warum wird man Kompetenzpartner?
Ingmar Kriedemann: Das lässt sich ziemlich einfach erklären. Es war die logische Konsequenz aus unserem Anspruch, zu beraten. Wir hatten früher schon eine Fortbildung zum Geprüften Arbeitsplatzexperten bei der Mensch&Büro-Akademie abgeschlossen. Beim Verkauf von Büromöbeln kommen immer mehr Fragen zur Ergonomie und zur bedürfnisgerechten Gestaltung des Arbeitsplatzes auf. Da geht es dann natürlich auch um Beleuchtung, Akustik und vieles mehr. Durch die Partnerschaft sind wir einfach noch näher an den Themen.
Dirk Sauerwein: Wir hatten auch oft die Situation, dass wir mit umfassender Beratung eine unbezahlte Dienstleistung erbrachten, die aber nicht besonders wahrgenommen wurde. Das war für den Kunden einfach irgendwie dabei. Als ausgewiesener Kompetenzpartner Ergonomie haben wir ein spürbar anderes Standing. Ein weiterer Grund für die Partnerschaft war, die ganz persönliche Affinität zum Coaching; daher auch der Wunsch, diese Beratertätigkeit weiter auszubauen. Wir haben inzwischen bei uns ein eigenes Ergonomie-Team aufgestellt.
Die Mensch&Büro-Akademie bietet in Zusammenarbeit mit der IGR eine Ausbildung zum zertifizierten Ergonomie-Coach an und auch Sie haben daran teilgenommen. Welchen Nutzen hat diese Ausbildung für Sie in der Praxis gebracht?
Dirk Sauerwein: Zum einen hilft die Ausbildung, Probleme im Bereich Ergonomie noch sicherer zu erkennen. Und zum anderen lernt man, deren Lösungen besser zu vermitteln. Diese Beraterrolle ist ein ganz wichtiges Element, denn so ergibt sich auch eine ganz andere Art der Kommunikation. In dem Zusammenhang ist auch die computergestützte Arbeitsplatzanalyse mit dem HUMEN-System zu nennen. Wenn man den Menschen schwarz auf weiß zeigen kann, wo die Probleme liegen, hat das eine enorme Überzeugungskraft. Da sind alle gleich viel zugänglicher.
Ingmar Kriedemann: Wir sind im Augenblick noch zwei Ergonomie-Coaches im Unternehmen, aber für weitere Mitarbeiter sind die Ausbildungen bereits geplant. Uns ermöglicht das eine qualifiziertere Ansprache des Kunden. Der Bedarf ist auf jeden Fall groß und man erlebt ja oft, dass schon kleine Verbesserungen erstaunlich viel bewirken. Wenn nicht beraten wird, endet das manchmal mit etwas abenteuerlichen Maßnahmen in Eigenregie. Auch an den Gesundheitstagen verschiedener Unternehmen waren wir schon beteiligt. Da waren wir dann ganz klar als Berater und nicht als Händler.
Die Kunden werden von Lösungen überzeugt. Wie wird Ergonomie zum Thema im Verkaufsgespräch?
Dirk Sauerwein: Wir sprechen das Thema oft direkt an. Wir fragen, ob bereits Rückenschmerzen oder andere Probleme vorhanden sind und ob der Mitarbeiter mit den vorhandenen Arbeitsmitteln vertraut ist.
Ingmar Kriedemann: Ergonomie ist einfach für uns das entscheidende Kernthema. Natürlich kann nicht überall alles möglich gemacht werden, aber wir loten im Gespräch mit dem Kunden aus, was notwendig und umsetzbar ist. Dass zum Beispiel kaum ein Betrieb plötzlich komplett auf Sitz-Steh-Arbeitsplätze umrüstet, ist doch auch klar.
Zum Thema gesunder Arbeitsplatz und Rückengesundheit gibt es eine ganze Reihe von Angeboten der IGR. Wie nutzen Sie die Partnerschaft?
Dirk Sauerwein: Besonders wichtig ist für uns das Netzwerk als Plattform für den fachlichen Austausch. So kommen wir mit Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Bundesgebiet ins Gespräch. Das ist für die tägliche Arbeit ein großer Vorteil. Und wir erhalten wichtigen Input. Auch wenn es um die Organisation von Gesundheitstagen geht, können wir unseren Kunden mit dieser Partnerschaft interessante Angebote machen.
Ingmar Kriedemann: Der Austausch spielt für uns eine ebenso wichtige Rolle. Bei Treffen der Kompetenzpartner, gibt es eigentlich immer interessante Impulse. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Workshops zu unterschiedlichen Themen bei uns in der Gegend und holen dann immer wieder auch die IGR mit ins Boot.
Das Interview führte Peter Gregor