Zusammenfassung Das Tragen von Atemschutzgeräten wurde an 15 Probanden (6 Grubenwehrleute und 9 Feuerwehrleute) unter Laufband-Ergometerbelastung untersucht. Zielstellung unserer Untersuchungen war die Ermittlung der Beanspruchung der Geräteträger sowie die Ermittlung der maximalen Tragezeiten unter hoher und langzeitiger körperlicher Belastung. Dabei kam jeweils das moderne Kreislauf-Atemschutzgerät Air Elite 4h von der MSA AUER GmbH Berlin und das moderne Kreislauf-Atemschutzgerät BG 4 von der DRÄGER Safety AG & Co. KGaA Lübeck zum Einsatz. Weiterhin setzten wir bei den Untersuchungen auch das ältere Kreislauf-Atemschutzgerät BG 174 von der DRÄGER Sicherheitstechnik GmbH sowie den Pressluftatmer AirMaXX von der MSA AUER GmbH Berlin ein. Als Beanspruchungsparameter wurden bei den Probanden die Herzschlagfrequenz und das Atemminutenvolumen erfasst. Weiterhin wurden die CO2- und O2-Konzentration der Einatemluft sowie die CO2-Konzentration der Ausatemluft kontinuierlich überwacht und registriert. Als Geräteparameter wurden die Temperatur und der Atemwiderstand der Ein- und Ausatemluft erfasst. Durch die Probanden erfolgte am Ende jeder Untersuchung eine subjektive Bewertung der Trageeigenschaften des Geräts (Atemluftparameter, Tragekomfort). Die Höhe der Beanspruchung beim Tragen von Atemschutzgeräten wird von den individuellen Leistungsvoraussetzungen der Geräteträger bestimmt. Die Unterschiede in den Geräteeigenschaften, die wir gefunden haben, liegen bei den modernen Atemschutzgeräten eher im Komfortbereich. Aus den Untersuchungsergebnissen lassen sich jedoch Schlussfolgerungen für die weitere Optimierung der Trageeigenschaften der Atemschutzgeräte ableiten. Abschließend werden arbeitsmedizinisch begründete Empfehlungen für den Einsatz von Atemschutzgeräten gegeben. Schlüsselwörter: Tragen von Atemschutzgeräten Laufband-Ergometerbelastung Herzschlagfrequenz Atemminutenvolumen Trageeigenschaften der Geräte Occupational physiology studies during use of long-duration breathing apparatus* Summary The use of long-duration breathing apparatus under physical work load conditions on a treadmill-dynamometer was studied with 15 test subjects (6 mine rescue team members, 9 fire men). The studies targeted to determine the physical strain on the apparatus users and to estimate the maximum usage durations under high and long-term physical work load. Employed for the studies were the modern closed-circuit breathing apparatus MSA AUER AirElite 4h and DRAEGER BG 4. Additionally we used the older closed-circuit breathing apparatus DRAEGER BG 174 as well as the MSA AUER compressed-air breathing apparatus AirMaXX. Selected and recorded as strain parameters were the test subjects heart rates and breathing minute volumes. Furthermore the CO2 and O2-concentrations in the inhalation air and the CO2-concentration in the exhalation air were monitored and recorded continuously. As apparatus parameters the temperatures and breathing resistances of both inhalation air and exhalation air were logged. The test subjects had to provide a subjective assessment of the breathing apparatus usage properties (breathing air parameters, wearing comfort) at the end of each test. The strain level resulting from the use of breathing apparatus is determined by the individual performance capabilities the apparatus users have. The differences between breathing apparatus properties we have found, for modern breathing apparatus are rather in the comfort domain. From the studies results conclusions can be drawn for further optimizing the breathing apparatus usage properties. Finally, occupational medicine recommendations are given for the use of long-duration breathing apparatus. Key words: use of breathing apparatus treadmill-dynamometer work load heart rate breathing minute volume breathing apparatus usage properties
1. Einleitung und Zielstellung
Von der Umgebungsatmosphäre unabhängig wirkende Atemschutzgeräte nach DIN EN 133 und BGR 1901,4, sogenannte frei tragbare Isoliergeräte kommen routinemäßig dort zum Einsatz, wo mit Gefährdungen durch toxische Verunreinigungen der Atemluft oder mit Sauerstoffmangel gerechnet werden muss. Die frei tragbaren Isoliergeräte versorgen den Geräteträger mit Atemgas, das im Gerät mitgeführt, erzeugt und gereinigt wird. Die maximalen Einsatzzeiten der Geräte sind unterschiedlich und hängen von der Menge des mitgeführten bzw. des im Gerät erzeugten Atemgases sowie dem Luftverbrauch des Geräteträgers ab. Die nominelle Einsatzdauer nach Zulassungsbedingungen beträgt grundsätzlich 4 Stunden. Unabhängig von den empfohlenen Tragezeitbegrenzungen für Arbeitsschutzgeräte4 kann die Einsatzzeit der frei tragbaren Isoliergeräte in Abhängigkeit vom Gerätetyp bzw. der Gerätekonfiguration sowie von den jeweiligen Einsatzbedingungen bei Bergungs-, Havarie- und Rettungseinsätzen oder bei der Brandbekämpfung zwischen einigen Minuten bis zu Stunden betragen.
Die Einsatzzeit eines Isoliergeräts, welches mit Druckluft arbeitet (Pressluftatmer), beträgt in Abhängigkeit von der mitgeführten Luftmenge (Ein- oder Zwei-Flaschengerät) sowie vom Luftverbrauch des Geräteträgers bis zu 90 Minuten, da die Ausatemluft nach außen abgegeben wird. Wesentlich längere Einsatzzeiten erzielen die Regenrationsgeräte, welche bis zu 4 Stunden betragen können. Bei diesen Geräten wird der Sauerstoffvorrat im Gerät entweder als Drucksauerstoff oder als Chemikalsauerstoff (KO2) mitgeführt. Das CO2 der Ausatemluft wird chemisch gebunden und der verbrauchte Sauerstoff wird aus dem Vorrat ergänzt bzw. bei den Chemikalsauerstoffgeräten gebildet.
Zielstellung unserer Untersuchungen war die Gewinnung arbeitsphysiologischer, gerätespezifischer und ergonomischer Erkenntnisse beim Tragen von verschiedenen Isoliergeräten unter langzeitigen Belastungsbedingungen. Dabei wurde folgenden Fragen nachgegangen:
· Wie ist die Beanspruchung beim Tragen der Geräte zu bewerten und bestehen geräteabhängige Unterschiede?
· Wie verhalten sich die Tragezeiten der Geräte?
· Wie sind die Atemluftparameter Temperatur und relative Luftfeuchte zu bewerten?
· Wie werden die Atemluftparameter subjektiv bewertet?
· Wie werden die Trageeigenschaften der Geräte subjektiv bewertet?
· Lassen sich Schlussfolgerungen für die weitere Optimierung der Trageeigenschaften der Regenerationsgeräte ableiten?
· Ist die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung nach den BG Grundsatz G 26.3 ausreichend oder ergeben sich arbeitsmedizinisch begründete Empfehlungen für den Einsatz von Regenerationsgeräten?
2. Untersuchungsgut und methodisches Vorgehen
An den Untersuchungen nahmen 15 freiwillige gesunde Probanden mit einem Durchschnittsalter von 39,8 Jahren teil. 9 Probanden waren Berufsfeuerwehrleute und 6 Probanden waren Grubenwehrleute, welche somit alle mit dem Tragen von Atemschutzgeräten (Isoliergeräten) hinreichend vertraut waren. Alle Probanden hatten eine arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung nach dem BG Grundsatz G 26.3 ohne gesundheitliche Bedenken absolviert, welche nicht länger als 6 Monate zurücklag. Während der Belastungsuntersuchungen wurden von den Probanden die in der Tabelle 1 dargestellten Atemschutzgeräte getragen. Jeder Proband absolvierte insgesamt fünf Laufband-Belastungsuntersuchungen in leichter Sportkleidung und mit Laufschuhen (Abbildung 1). Im Untersuchungsraum wurden die raumklimatischen Bedingungen durch Konditionierung während des gesamten Untersuchungszeitraumes konstant gehalten. Bei der jeweils ersten Belastungsuntersuchung trugen die Probanden ein Atemschutzgerät nach eigener Wahl mit Vollmaske, jedoch ohne Veratmung über eine Belastungsdauer von 70 Minuten. Die Probanden absolvierten dabei einen vollständigen Belastungszyklus nach Abbildung 2. Bei dieser verkürzten Belastungsuntersuchung sollte der Proband mit den Belastungsmodalitäten vertraut gemacht werden und danach entscheiden, ob er auch an dem Langzeitbelastungsprogramm nach Abbildung 2 teilnehmen möchte.
Alle Probanden durchliefen das Langzeitbelastungsprogramm mit den genannten Atemschutzgeräten an 4 verschiedenen Untersuchungstagen. Das Belastungsprogramm gliederte sich in 3 identische Zyklen zu 70 Minuten, so dass eine Belastungsdauer von 210 Minuten resultierte. Danach folgte eine Auslaufphase bei geringerer Belastung ( 4 km/h bei 0% Steigung) bis zur Erschöpfung des Sauerstoffvorrats des Gerätes. Ein vorzeitiger Abbruch erfolgte nur bei physischer Ermüdung des Probanden. Eine verkürzte Belastungsdauer resultierte erwartungsgemäß beim Tragen des Pressluftatmers AirMaXX (siehe Tabelle 1). Am Beginn der Untersuchung sowie am Untersuchungsende wurde bei den Probanden der Blutdruck gemessen. Die Herzschlagfrequenz wurde als Beanspruchungsparameter fortlaufend erfasst, aus der sich die Arbeitspulse / Minute (Netto-Herzschlagfrequenz) ergaben. Als weiterer Beanspruchungsparameter wurde das Atemminutenvolumen (AMV) fortlaufend erfasst. Weiterhin erfasste komplexe atemphysiologische Parameter waren die O2- und die CO2-Konzentration der Einatemluft, die CO2-Konzentration der Ausatemluft, Temperatur, Feuchte der Ein- und Ausatemluft sowie der Atemwiderstand bei Ein- und Ausatmung. Die Abbildung 3 gibt die komplexe Erfassung der atemphysiologischen Parameter sowie der Atemluftparameter wieder.
3. Ergebnisdarstellung
Die Blutdruckwerte aller Probanden bewegten sich sowohl vor als auch 5 Minuten nach dem Ende der Laufbandbelastungen im Normalbereich. In der Abbildung 4 werden die mittleren Arbeitspulse / Minute bzw. die Netto-Herzschlagfrequenzen / Minute und die mittleren Atemvolumina (AMV) aller Probanden während der Langzeitbelastung in Abhängigkeit von den vier untersuchten Atemschutzgeräten dargestellt. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Beanspruchungsparametern Arbeitspulse / Minute und Atemminutenvolumen konnten wir nicht nachweisen. Tendenziell fallen lediglich die etwas höheren Atemminutenvolumina beim Tragen des Regenerationsgerätes BG 4 auf.
Deutliche Unterschiede fanden wir zwischen den Beanspruchungsparametern Arbeitspulse / Minute und Atemminutenvolumen in Abhängigkeit vom Trainingszustand der Probanden, den wir anhand des Verlaufes dieser beiden Parameter während der Langzeitbelastung in drei Kategorien (sehr gut, gut, ausreichend) einteilen konnten. Die Probanden mit einem sehr guten Trainingszustand (n = 5) hatten eine mittlere Arbeitspulsfrequenz von # 40 / Minute und die Herzschlagfrequenz zeigte im gesamten Untersuchungsverlauf keinen kontinuierlich ansteigenden Trend. Das Atemminutenvolumen lag bei # 40 l / Minute und zeigte ebenfalls im Untersuchungsverlauf keinen ansteigenden Trend. Die Probanden mit gutem Trainingszustand (n = 5) hatten eine mittlere Arbeitspulsfrequenz von # 50 / min und die Herzschlagfrequenz wies nur einen gering ansteigenden Trend im gesamten Untersuchungsverlauf aus. Das Atemminutenvolumen lag bei diesen Probanden bei # 50 l / Minute und es zeigte sich im Untersuchungsverlauf nur ein gering ansteigender Trend. Dagegen hatten die Probanden mit ausreichendem Trainingszustand (n = 5) eine Arbeitspulsfrequenz von > 50 / Minute und bei der Herzschlagfrequenz fand sich im Untersuchungsverlauf ein kontinuierlich ansteigender Trend. Das Atemminutenvolumen lag bei > 60 l / Minute und im Untersuchungsverlauf fand sich auch ein deutlich ansteigender Trend. Die mittleren Arbeitspulsfrequenzen und die mittleren Atemminutenvolumina korrelierten in den drei Gruppen erwartungsgemäß signifikant (p < 0,01) miteinander. In der Abbildung 5 werden die mittleren Arbeitspulsfrequenzen und die mittleren Atemminutenvolumina der Probanden in Abhängigkeit von ihrem Trainingszustand dargestellt. Die unter Langzeitbelastung ermittelten Tragezeiten der Geräte geben die Tabelle 2 und die Abbildung 6 wieder. Die mittleren Tragezeiten nach Gebrauchsanleitung (Restkapazität 0% bzw. Restdruck 10 bar) zwischen dem Gerät AE 4h10 und dem Gerät BG 412 unterscheiden sich statistisch nicht signifikant. Dagegen ist die mittlere Tragezeit nach Gebrauchsanleitung des Gerätes BG 17417 mit 232,5 Minuten die signifikant (p < 0,05) längste. Allerdings traten bei unseren Untersuchungen mit diesem Atemschutzgerät bei 7 Probanden kritische Abfälle der Sauerstoffkonzentration auf (Abfall der O2-Konzentrationen unter 20%), so dass vielfach Sauerstoff manuell nachdosiert werden musste. Die mittlere Tragezeit nach Gebrauchsanleitung des Pressluftatmers AirMaXX9 liegt mit 92,6 Minuten erwartungsgemäß am niedrigsten. Bei den mittleren maximalen Tragezeiten (d.h. bis zum Abbruch des Trageversuches wegen Ausschöpfung des Sauerstoffvorrats oder des Erreichens des Endes des Laufbandbelastungsprogramms) erreichte das Gerät AE 4h mit 249,9 Minuten die signifikant (p < 0,05) längste Tragezeit. Ein Abbruch der Laufbandbelastung erfolgte nur einmal bei einem Probanden gegen Ende der Untersuchung (in der 236. Minute) wegen des Auftretens eines Wadenkrampfes. Die Atemluftparameter der untersuchten Geräte gibt die Abbildung 7 wieder. Hier sind geräteabhängig die deutlichsten Unterschiede bei der relativen Feuchte der Einatemluft festzustellen. Eine nahezu wasserdampfgesättigte Einatemluft findet sich bei den Atemschutzgeräten BG 4 und BG 174. Dagegen liegen die relativen Feuchten der Einatemluft bei den Atemschutzgeräten AE 4h und AirMaXX extrem niedrig und damit statistisch signifikant (p < 0,001) niedriger gegenüber den relativen Feuchten der Atemschutzgeräte BG 4 und BG 174. Bei den beiden letztgenannten Geräten zeigen sich geringere Unterschiede der Einatemtemperaturen. Gerätespezifisch und somit erwartungsgemäß liegt die Temperatur der Einatemluft bei dem Pressluftatmer AirMaXX am niedrigsten. Bei den untersuchten Regenerationsgeräten findet sich bei dem Atemschutzgerät BG 4 die signifikant niedrigste Temperatur (p < 0,05) der Einatemluft. Da jedoch eine hohe relative Feuchte der Einatemluft verbunden mit einer erhöhten Temperatur der Einatemluft beim Tragen eines Atemschutzgerätes einen Wärmeeintrag in die Lunge des Geräteträgers verursacht, wurde für die Regenerationsgeräte AE 4h, BG 4 und BG 174 die mittlere Enthalpie (Wärmeinhalt) des Einatemluft-Wasserdampf-Gemisches für den Untersuchungsabschnitt 70.140. Belastungsminute berechnet und die Ergebnisse werden in der Abbildung 8 vergleichend dargestellt. Den signifikant (p < 0,05) niedrigsten Wärmeinhalt (Enthalpie) besitzt die Einatemluft des Atemschutzgerätes AE 4h und den höchsten besitzt die Einatemluft des Atemschutzgerätes BG 174. Die Enthalpie der Einatemluft beim Tragen des Atemschutzgerätes BG 4 liegt um ca. 40 kJ, also geringfügig niedriger, als die des BG 174, aber um ca. 200 kJ signifikant höher als die Enthalpie der Einatemluft des AE 4h. Die bei den Langzeitzeit-Belastungsuntersuchungen gefundenen Messergebnisse der Atemluftparameter Temperatur und Feuchte der Einatemluft spiegeln sich auch in den subjektiven Bewertungen durch die Probanden wieder (siehe Tabelle 3). Die schlechteste Bewertung, bezogen auf diese beiden Atemluftparameter, erhält von den Probanden das Atemschutzgerät BG 174. Mittlere Bewertungen erhält das Atemschutzgerät BG 4, während die Atemschutzgeräte AirMaXX und AE 4h von den Probanden deutlich bessere Bewertungen erhalten. Bei der Bewertung von Ein- und Ausatemwiderstand erhalten die Atemschutzgeräte AE 4h und BG 4 gute Bewertungen, während die Atemschutzgeräte BG 174 und AirMaXX von den Probanden deutlich schlechter bewertet werden. Eine gute Bewertung der Atemluftqualität bei Geschmack und Geruch erhalten die Geräte AE 4H, BG 4 und AirMaXX. Schlechter wird dagegen wiederum das Gerät BG 174 bewertet. Die Trageeigenschaften der Atemschutzgeräte AE 4h, BG 4 und AirMaXX werden von den Probanden insgesamt mit gut bis mittelmäßig bewertet (siehe Tabelle 4). Eine schlechtere Bewertung als die zuerst genannten Atemschutzgeräte erhält das Atemschutzgerät BG 174 bezüglich seiner Bänderung und der Gewichtsverteilung. 4. Diskussion der Ergebnisse
Die mittlere Arbeitspulsfrequenz (Netto-Herzschlagfrequenz) der Probanden, die mehr als 40 Arbeitspulse/Minute beträgt, weist aus, dass es sich bei der Absolvierung des Langzeit-Belastungsprogramms durch die Probanden um eine schwere körperliche Arbeit handelt11,13,14,16. Diese Bewertung der Arbeitsschwere wird ebenfalls durch die Höhe der mittleren Atemminutenvolumina gestützt, welche deutlich über 40 Liter/Minute liegen. Somit ist die von uns durchgeführte Langzeit-Laufbandbelastung auch anhand der Atemminutenvolumina als schwere körperliche Arbeit einzuordnen4,7,8,14. Bemerkenswert ist, dass sich keine signifikanten Unterschiede der Beanspruchung der Probanden in Abhängigkeit von den verschiedenen getragenen Atemschutzgeräten ergeben haben. Deutliche Unterschiede fanden sich jedoch im Trainingszustand der Probanden und somit in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit, die sich in der unterschiedlichen Höhe sowie im Verlauf der Herzschlagfrequenz widerspiegelte und eng mit dem Atemminutenvolumen korrelierte. Obwohl deutliche Unterschiede bezüglich der körperlichen Leistungsfähigkeit der Probanden vorlagen, haben alle 15 Probanden das Langzeit-Belastungsprogramm einer Dauer von 45 Stunden mit den Atemschutzgeräten AE 4h, BG 4 und BG 174 ohne vorzeitigen Abbruch wegen körperlicher (muskulärer) Ermüdung absolviert, und sie haben dabei eine Laufstrecke von jeweils ca. 20 km bewältigt. Es ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass unsere Untersuchungen unter erleichterten Bedingungen im Labor bei Normaltemperatur durchgeführt wurden und die Probanden nur leichte Sportbekleidung sowie Laufschuhe getragen haben.
Aufschlussreich sind die Ergebnisse zu den ermittelten Tragezeiten der verschiedenen Atemschutzgeräte, da diese unter der hohen und langzeitigen körperlichen Belastung am Menschen ermittelt wurden. Diese Ergebnisse sind somit ebenso eigenständig zu bewerten wie die Tragezeiten, die bei rein maschinell durchgeführten Veratmungen der Atemschutzgeräte ermittelt wurden. Zudem konnten wir auch subjektive Bewertungen durch die Geräteträger in unsere Untersuchungen mit einbeziehen, deren Ergebnisse für die weitere Optimierung der Geräte wertvolle Hinweise liefern können. Unter den von uns gewählten hohen Belastungsbedingungen, die die für Kreislaufgeräte normativ festgelegte Tragezeit von 4 Stunden bei einem Atemminutenvolumen von 30l/min deutlich überschritten, erreicht keines der untersuchten Regenerationsgeräte eine Tragezeit von 4 Stunden. Der Pressluftatmer AirMaXX erreicht jedoch unter den gewählten Belastungsbedingungen eine Tragezeit von bis zu 90 Minuten. Bei Betrachtung der maximalen Tragezeiten (d.h., bis Abbruch der Laufbandbelastung) erreichen die Atemschutzgeräte AE 4h und BG 174 eine maximale Tragezeit von 4 Stunden, wobei sich für das Atemschutzgerät AE 4h die größte Reserve darstellt. Die Differenz zwischen der Tragezeit nach Norm und maximaler Tragezeit beträgt bei dem Atemschutzgerät AE 4h im Mittel ca. eine Stunde.
Die kritischen Abfälle der Sauerstoffkonzentration der Einatemluft (O2 unter 20%) beim Tragen des Atemschutzgerätes BG 174 traten bei den 7 Probanden immer dann auf, wenn hohe Atemminutenvolumina ($ 60 Liter/Minute) erreicht wurden. Diese Problematik kann im realen Einsatz für den Geräteträger lebensbedrohlich werden, zumal diese Abfälle der Sauerstoffkonzentration von den Probanden nicht direkt wahrgenommen werden können. Das Atemschutzgerät BG 174 verfügt zwar über Bestandsschutz (GS-Zeichen) und wird von Grubenwehren noch genutzt, ist jedoch als Atemschutzgerät nach BGI 6935 nicht mehr gelistet. Auf Grund der vorliegenden Ergebnisse muss jedoch empfohlen werden, das Gerät nicht mehr einzusetzen.
Für die Berechnung der Enthalpie der Einatemluft der Regenerationsgeräte AE 4h, BG 4 und BG 174 wurde der Untersuchungsabschnitt 70.140. Minute gewählt, weil die Probanden zu diesem Zeitpunkt an die Belastungsbedingungen gut adaptiert waren und ein Abbruch wegen Ausschöpfung der Geräteressourcen noch nicht zu erwarten war. Die hohe relative Feuchte der Einatemluft der Atemschutzgeräte BG 4 und BG 174 wird von den Probanden als Schwüle empfunden und ist somit sowohl objektiv als auch subjektiv als ein Belastungsfaktor für den Geräteträger zu werten. Subjektiv deutlich angenehmer wird dagegen die trockene Luft des Atemschutzgerätes AE 4h bewertet. Eine Berechnung der Enthalpie für die Einatemluft des Pressluftatmer AirMaXX erübrigt sich, da beim Tragen dieses Geräts eine kühle sowie trockene Luft eingeatmet wird und somit ein Wärmeintrag in die Lunge nicht stattfindet.
5. Schlussfolgerungen
Aus arbeitsphysiologischer Sicht konnten beim Tragen der ausgewählten Atemschutzgeräte unter langzeitiger und hoher körperlicher Belastung keine geräteabhängigen Unterschiede der körperlichen Beanspruchung bei den Probanden ermittelt werden. Die von uns gefundenen Unterschiede in den Eigenschaften der von uns untersuchten zertifizierten modernen Isoliergeräte AE 4h, BG 4 und AirMaXX liegen eher im Komfortbereich, wovon sich auch vorrangig ihr konkreter Anwendungs- und Einsatzbereich ableitet. Wir fanden jedoch deutliche individuelle Unterschiede beim Trainingszustand der Probanden. Das Ausmaß der körperlichen Beanspruchung beim Tragen der Atemschutzgeräte hängt somit auch entscheidend von den individuellen körperlichen Leistungsvoraussetzungen des Geräteträgers ab. Beim Tragen eines Isoliergerätes der Gruppe 3 nach BGI 504263 in Verbindung mit dem Tragen der entsprechenden Schutzkleidung sowie den zusätzlich bestehenden körperlichen Arbeitsanforderungen ist immer von einer hohen körperlichen Belastung auszugehen, woraus eine hohe körperliche Beanspruchung des Geräteträgers resultiert6,11. Demzufolge muss der Geräteträger über eine entsprechend gute körperliche Leistungsfähigkeit verfügen2,18. Es hat sich bei unseren Untersuchungen auch gezeigt, dass ein erfolgreiches Absolvieren einer ergometrischen Belastung nach dem Berufsgenossenschaftlichen Grundsatz G 26.33 nicht allein als Nachweis für das Vorliegen einer guten körperlichen Dauerleistungsfähigkeit angesehen werden kann. Unter arbeitsmedizinischen sowie Arbeitssicherheitsaspekten ist deshalb zu fordern, dass die Geräteträger der Gruppe 3 nach BGI 504263 über eine entsprechend gute körperliche Leistungsfähigkeit verfügen, welche durch ein regelmäßiges körperliches Training erreicht sowie langfristig aufrecht erhalten werden muss.
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* Die Untersuchungen erfolgten mit Unterstützung durch die MSA AUER GmbH, Berlin; * The studies were supported by MSA AUER GmbH, Berlin
Gert Schreinicke, Sören Heinrich, Bernhard Hüber Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin (IfAS) der Universität Leipzig