Im Rahmen meiner Diplomarbeit und mit Unterstützung des Instituts für Arbeits- und Sozialhygiene Stiftung, untersuchte ich den derzeitigen Einsatz des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, unter Berücksichtigung des Arbeitswandels in den mittelständischen Unternehmen. Der Befragungszeitraum lag dabei zwischen dem 23. Januar und dem 27. Februar 2009. Für die Umfrage wurden 150 mittelständische Unternehmen aller Branchen aus dem Raum Baden-Württemberg angeschrieben.
Mit der Untersuchung sollte ein Überblick verschafft werden, welche Maßnahmen aus dem Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements derzeit in den Unternehmen umgesetzt werden. Weitere Ziele waren es, den wirtschaftlichen Nutzen und die Gründe gegen ein betriebliches Gesundheitsmanagement aus Unternehmenssicht aufzuzeigen. Unter Betracht der Veränderungen der heutigen Arbeitswelt erfolgte zugleich eine Analyse zur derzeitigen Situation in den Unternehmen. Zielgruppe der Untersuchung sind mittelständische Unternehmen, die eine Mitarbeiteranzahl von 50 bis 249 aufweisen. Insgesamt wurde eine Beteiligungsquote von 25% erreicht. Unter Berücksichtigung der zu untersuchenden Merkmale liegt die Rücklaufquote bei 20%. An der Untersuchung beteiligten sich Unternehmen aus den Bereichen der Dienstleistung und des Produzierenden Gewerbes fast zu gleichen Anteilen. Für die Durchführung der Befragung wurden bevorzugt die Führungskräfte angesprochen, welche mit 70% in der Umfrage vertreten sind.
Ergebnisse der Studie sind:
Der Wandel in der Arbeitswelt wird von vielfältigen Einflüssen auf demographischer, technologischer, ökonomischer, gesellschaftlicher Ebene sowie durch die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt bestimmt. Wie stark diese Veränderungen das Unternehmen beeinflussen, wurde anhand einer Rating-Skala mit der Gewichtung von keiner Beeinflussung bis starker Beeinflussung erfragt. Dabei stellt sich heraus, dass bei 90% der Unternehmen bereits ein Einfluss durch die Veränderungen vorliegt. Eine deutliche Tendenz ist dabei durch den Einfluss von technologischen Trends und durch die Trends auf dem Arbeitsmarkt zu sehen (siehe Abbildung 1). Diese stellen für die Unternehmen eine eher hohe bis sehr hohe Beeinflussung dar. Die Analyse der Altersstruktur in den Unternehmen zeigt auf, dass die Unternehmen mit einer zunehmenden Alterung der Belegschaft und einem Personalbedarf in naher Zukunft konfrontiert werden. Mitarbeiter im Alter von unter 30 Jahren werden in den Unternehmen durchschnittlich zu 24% beschäftigt. Mit einer deutlichen Mehrheit von durchschnittlich 54% werden Mitarbeiter im Alter von 3150 Jahren beschäftigt. Der Anteil der über 50 Jährigen liegt dabei bei 21%. Die durchschnittlichen Krankheitstage pro Jahr liegen bei 85% der Unternehmen durchschnittlich bei 5,5 Tagen. Für mehr als die Hälfte der Unternehmen entstehen große Belastungen durch den Termin- und Zeitdruck, die ständige Arbeit am PC, den Leistungsdruck und durch eine ständige gleichartige Körperhaltung bzw. Bewegungsabläufe. Dabei liegt die Belastung durch den Termin- und Zeitdruck mit 77% deutlich über den anderen. Die körperliche und psychische Belastung wird im Unternehmensbereich Büro und Verwaltung mehr als gering angesehen, wobei der Anteil an psychischen Belastungen leicht überwiegt. In den Bereichen Produktion und Fertigung liegen die Belastungen mehr im mittleren Bereich, mit einem etwas höheren Anteil der körperlichen Belastungen.
Zur Analyse des aktuellen Stands über das Betriebliche Gesundheitsmanagement wurden die verschiedenen Bereiche eines ganzheitlichen Ansatzes untersucht. Dabei hat sich ergeben, dass die Mehrheit der Unternehmen vorwiegend in den Bereichen des Arbeitsschutz- und Personalmanagements tätig ist. Die Bereiche der Gesundheitsförderung und der Suchtprävention/Sozialberatung werden dabei in den Unternehmen nur zu geringen Anteilen umgesetzt. Im Bereich des Fehlzeitenmanagements sind keine eindeutigen Zuordnungen möglich, da einige Teilbereiche gut umgesetzt werden und andere nur sehr gering. Auffällig ist, dass keine Maßnahmen zur psychologischen Betreuung durchgeführt werden. Maßnahmen, die von mehr als 70% der Unternehmen nicht umgesetzt werden, sind Angebote zur Entspannung, Freizeit, Ernährung, Kurse über Sucht, soziale Beratung sowie das Verkehrstraining. Es lässt sich auch feststellen, dass nur sehr wenige Maßnahmen von den Unternehmen in Zukunft geplant werden (siehe Abbildung 2). Entscheidungsträger, die im Unternehmen zum Einsatz kommen, sind Mitarbeitergespräche bei 90% und Fehlzeitenstatistik bei 63%. Von mehr als 60% wurden die gesetzlichen Vorgaben als eine Entscheidungsgrundlage im Unternehmen angegeben. Nicht zum Einsatz kommen in den Unternehmen die Workshops. Bei der Nutzenerkennung zum betrieblichen Gesundheitsmanagement wurde die Leistungssteigerung der Mitarbeiter durch die Mehrheit der Unternehmen mit 83% angegeben. 60% sehen die Steigerung der Produktion sowie die Verbesserung des Betriebsklimas als einen hohen Nutzen. Im Gegensatz dazu sehen 70% der Unternehmen das Betriebliche Gesundheitsmanagement als einen zusätzlichen Aufwand, der mit hohen Kosten verbunden ist. Wichtige und zukunftsrelevante Themen für die Unternehmen sind die Förderung der Gesundheit sowie die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter und Themen rund um Krankheiten und Fehlzeiten im Unternehmen.