Management im Arbeits- und Gesundheitsschutz: Schwerpunkt auch beim 8. Bundesweiten Betriebsärztetag (03.03. und 04.03.2012 in Bochum)
Die Themenbereiche der Betriebssicherheit sind sehr umfangreich und mitentscheidend für die Compliance des Unternehmens, da viele Vorschriften und Gesetze beachtet werden müssen. Es lässt sich daher unbestreitbar folgern, dass z. B. ein betriebliches Arbeitsschutzmanagementsystem zweifellos das effektivste Instrument ist, Arbeitsschutz planmäßig, zielorientiert und systematisch in die betriebliche Gesamtorganisation zu integrieren, dies in geeigneter Weise zu dokumentieren und im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zu pflegen und weiterzuentwickeln. Es besteht weiterhin allgemeiner Konsens darüber, dass das Management von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit als Teil der allgemeinen Managementstruktur innerhalb des Betriebssicherheitsmanagements betrachtet werden sollte, nicht als getrennter Geschäftsprozess (Abbildung 1).
In den klassischen Betrachtungsweisen wird relativ klar getrennt zwischen Management und Führung. Demnach würden sich Manager mehr mit operativen Dingen wie Planung, Kontrolle und Organisation beschäftigen, während die obere Führungsebene eher visionäre, inspirierende und motivierende Veränderungen im Blickfeld hätte (Zaleznik 1977, Bennis & Nanus 1985, Kotter 1990). Diese Diskussion gilt inzwischen als überholt, weil die Grenzen im betrieblichen Alltag verwischen und erfolgreiches Management ohne Führung gar nicht möglich ist (und umgekehrt). Mit anderen Worten: Manager müssen führen und Führer müssen managen können (Yukl 2006). Je nach Ebene verschiebt sich aber die Verteilung zwischen den notwendigen Kompetenzen (Abbildung 2). Nach Ziemen (2009) und Vorweg & Schröder (1980) stellen Kompetenzen das Verhältnis zwischen Anforderungsstruktur und verfügbaren Funktionspotenzen dar, wobei man letztere auch erlernen kann.
Daraus ergibt sich, dass z. B. der Manager für Sicherheit und Gesundheit neben seiner Fachkompetenz auch Führungskompetenzen benötigt. Zu diesen Führungskompetenzen zählen nach Masing (2007) sowohl ethische Kompetenzen (Werte, Visionen, Verantwortlichkeit, Ganzheitlichkeit, Bewusstsein, Vorbild) als auch soziale Kompetenzen (Kommunikation, Konfliktlösung, Entwicklung, Begeisterung, Integrität). Bezüglich der Persönlichkeitsmerkmale, die mit Führungserfolg verbunden sind, konnte das Modell von Bass und Avolio der Transformationalen Führung (Erweiterung des Konzeptes der Transaktionalen Führung) empirisch validiert werden (Börner et al. 2007, Judge & Piccolo 2004, Keller 2006).
Darüber, welcher Führungsstil (mitarbeiter- oder aufgabenorientert, partizipativ, bürokratisch usw. ) besonders erfolgreich ist, wird viel gestritten. In vielen betrieblichen Bereichen hat sich das Modell der situativen Führung von Hersey und Blanchard (1987) bewährt. Es setzt am Leadership-Quadranten an und unterscheidet die Führungsstile Unterweisen bzw. Anweisen (Telling), Verkaufen (Selling), Beteiligen (Participating) und Delegieren (Delegating). Als Situationsvariablen werden die Fähigkeit der Mitarbeiter bezüglich der zu realisierenden Aufgabe, d. h. das Maß an Fachwissen, Fertigkeiten und Erfahrung sowie die Bereitschaft bzw. Motivation zur Aufgabenrealisierung einbezogen. Ausgehend von dem so bestimmten Entwicklungsstand der Mitarbeiter wird der geeignete Führungsstil bestimmt (Zell 2006).
In dem Beitrag wurden die Stellung des Betriebssicherheitsmanagements im Geschäftsfeldverteilungsplan (Abbildung 2) und die sich daraus ergebenden Anforderungen an die Führungskräfte dargestellt.
Derzeit wird der Begriff Betriebssicherheitsmanagement (Abbildung 1) immer häufiger im Zusammenhang mit der Erbringung von Dienstleistungen gebracht. Aber leider ist nicht überall Betriebssicherheitsmanagement drin, wo Betriebssicherheitsmanagement drauf steht. Zukünftig wird daher die Entwicklung einer Richtlinie Betriebssicherheitsmanagement BSM notwendig sein, die sich in ihrer Struktur an den Vorgaben des ISO GUIDE 83: High level structure and identical text for management system standards and common core management system terms and definitions in der Fassung 2011 orientiert, um die Kompatibilität mit anderen ISO-Normen sicherzustellen.
Autoren für den Arbeitskreis Betriebssicherheitsmanagement:
Silvester Siegmann (Vorsitzender),
Bernd Tenckhoff