Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung werden von einem Großteil der Arbeitnehmer nicht in Anspruch genommen. Obwohl viele Unternehmen bereits ein Bewusstsein für den wirtschaftlichen Nutzen einer Betrieblichen Gesundheitsförderung entwickelt haben, mangelt es noch häufig an der praktischen Umsetzung. Oftmals orientieren sich die Angebote nicht an den Bedürfnissen der Mitarbeiter.
Status Quo
Das zentrale Problem des Betrieblichen Gesundheitsmanagements im Jahr 2016 liegt in den geringen Teilnahmequoten an bestehenden Maßnahmen. Dies wurde auf der Corporate Health Tagung in Berlin und dem Jahresforum Betriebliches Gesundheitsmanagement in München Anfang dieses Jahres herausgestellt. Viele Unternehmer zeigen sich unzufrieden mit dem Partizipationsanteil an Gesundheitsprogrammen. Dagegen ist die Anzahl an Angeboten der Betrieblichen Gesundheitsförderung gestiegen. Dies wird anhand großangelegter Erwerbstätigenbefragungen aus den Jahren 2006 und 2012 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ersichtlich. Im Jahr 2006 wurde ein Betriebliches Gesundheitsmanagement in 38 % der befragten Betriebe durchgeführt. 2012 stieg die Zahl auf 44 %. Allerdings werden mit bestehenden Maßnahmen meist nur geringe Teile der Belegschaft erreicht.
Die Unterschiede im Bezug auf die Teilnahme liegen vor allem zwischen Klein- und Großbetrieben. In Großbetrieben existieren häufiger Angebote zur Betrieblichen Gesundheitsförderung, diese werden aber seltener in Anspruch genommen. Kleinbetriebe bieten dagegen selten Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung an. In den wenigen Fällen, in denen Angebote zur Gesundheitsförderung in Kleinbetrieben existieren, ist die Teilnahmequote etwas höher als in den Großbetrieben. Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Inanspruchnahme Betrieblicher Gesundheitsförderung entstehen vor allem aufgrund des jeweiligen Angebotes. In vielen Fällen richtet sich dieses eher an männliche Mitarbeiter. Des Weiteren ist die Zahl an älteren Beschäftigten, die an Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung teilnehmen, leicht rückläufig. Mit Blick auf den demografischen Wandel sollte diesem Trend in Zukunft mit geeigneten Maßnahmen entgegengewirkt werden.
Nachteile bestehender Maßnahmen
Die größten Nachteile bestehender Maßnahmen zu einer Betrieblichen Gesundheitsförderung entstehen verstärkt aufgrund sich schnell verändernder Arbeitsbedingungen, Stichwort: Industrie 4.0. Arbeitsprozesse werden zunehmend komplexer und steigende Flexibilitäts- und Leistungsanforderungen an eine älter werdende Belegschaft sind an der Tagesordnung. Traditionelle Angebote sind dagegen an feste Zeiten und bestimmte Orte gebunden. Dabei handelt es sich meist um Gruppenangebote, wodurch individuelle Bedürfnisse oft nicht berücksichtigt werden können. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass sich einige Mitarbeiter beim Sport mit den Kollegen unwohl fühlen.
Perspektiven einer digitalen
Betrieblichen Gesundheitsförderung
Wenn man von einer Industrie 4.0 redet, sollte man zwingend über ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) 4.0 nachdenken. Die Betriebliche Gesundheitsförderung muss sich auf die Veränderungen in der Arbeitswelt einstellen und zur Befriedigung der damit einhergehenden Bedürfnisse anpassen. Die Vorteile digital unterstützter Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung liegen vor allem in ihren flexiblen Einsatzmöglichkeiten. Sie sind nicht an Orte oder bestimmte Zeiten gebunden und bieten die Möglichkeit eines individuellen Angebotes. Auf diese Weise können auch persönliche Hemmungen, falls das Schamgefühl sportlicher Aktivität in Gruppen zu hoch ist, überwunden werden. Dabei muss der Arbeitnehmer infolge einer digital unterstützten Betrieblichen Gesundheitsförderung keineswegs ständig erreichbar sein. Vielmehr bedeutet es eine ständige Verfügbarkeit der Betrieblichen Gesundheitsförderung für den Arbeitnehmer und bietet somit einen variablen Zugriff auf diese Maßnahmen.
Ein BGM 4.0 unterstützt Angebote der klassischen Betrieblichen Gesundheitsförderung und bietet zugleich neuen Raum für Innovationen, da bisher traditionelle Elemente, wie z.B. Rückenkurse überwiegen. Dabei sollen herkömmliche Maßnahmen nicht einfach ersetzt, sondern mit Hilfe digitaler Programme weiterentwickelt werden. Auf diese Weise sind Synergien zwischen betrieblichen und individuellen Maßnahmen möglich, was wiederum zu neuen Strukturen verhelfen kann: von der Fremd- hin zur Selbstorganisation.
Apps als geeignete Mittel?
Mit einem BGM 4.0 können mehr Arbeitnehmer in einem Betrieb erreicht und individuelle Angebote zur Verfügung gestellt werden. Auf dem Markt existieren einige Apps, die sich als passende Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit der Mitarbeiter eignen würden. Auf diesem Weg werden bestehende Angebote zur Betrieblichen Gesundheitsförderung erweitert. Apps bieten den Vorteil, dass sie an keine festen Orte oder Zeiten gebunden sind und somit flexibel in Anspruch genommen werden können, auch außerhalb der Arbeitszeit. Allerdings sollten neben den Möglichkeiten auch die Grenzen bei einem Einsatz von Apps für ein BGM 4.0 beachtet werden. Eine vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Studie zum Thema „Chancen und Risiken von Gesundheits-Apps“ hat folgendes Problem zutage gebracht: Fehlende Qualitäts- und Sicherheitsstandards machen es sowohl für Nutzer als auch für Ärzte schwierig, aus einer Fülle an Angeboten das Geeignete auszuwählen. Während eindeutige Belege für den Nutzen medizinischer Apps bisher noch nicht erbracht worden sind, gibt es Anzeichen dafür, dass Apps die Motivation zu mehr körperlicher Aktivität und einem gesundheitsbewussten Lebensstil steigern können. Einige Beispiele für kostenlose digitale Anwendungen sind die Radbonus App (Belohnungsprogramm fürs Radfahren), froach (Webbasierte Software für Minipausen und Bewegungsprogramme am Arbeitsplatz) und moove (Integration von individuellen Gesundheitsprogrammen in den Alltag).
Mit solchen Apps bietet sich die Gelegenheit auf den digitalen Wandel im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu reagieren. Auf diesem Weg ist eine individuelle Gesundheitsförderung möglich. Gesteigertes Wohlbefinden, mehr Produktivität sowie weniger Krankheitsausfälle werden folglich zu entscheidenden Aushängeschildern des Unternehmens.
Autor
Florian Cronen
Health Study
Radbonus
Im Mediapark 5
50670 Köln