Gut zwei Tage im Jahr ist jeder Beschäftigte in Deutschland aufgrund einer psychischen Diagnose krankgeschrieben. Das geht aus dem Gesundheitsreport hervor, den die Techniker Krankenkasse (TK) im Juni in Berlin vorgestellt hat.
Der Bericht der Krankenkasse, die fast jeden achten Beschäftigten im Land versichert, zeigt, dass die psychisch bedingten Fehlzeiten 2011, wie bisher in allen Jahren seit Beginn der TK-Gesundheitsberichterstattung, deutlich gestiegen sind (+ 6,3 Prozent). Besonders betroffen sind Beschäftigte in Stadtstaaten wie Berlin und Hamburg. Ein erhöhtes Risiko haben laut TK auch Beschäftigte in Dienstleistungsberufen wie Callcenter-Mitarbeiter, Pflegepersonal und Erzieher. Dass diese Berufe häufiger von Frauen ausgeübt werden, ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass weibliche Erwerbspersonen seelisch belasteter sind, so Professor Dr. Norbert Klusen, Vorsitzender des TK-Vorstandes.
Dies gelte vor allem für Beschäftigte zwischen Mitte dreißig und Mitte fünfzig, der sogenannten Sandwich-Generation, die oftmals doppelt oder sogar dreifach belastet ist. Sie befinden sich beruflich häufig in der Phase, in der entscheidende Weichen für die Karriere gestellt werden, sie kümmern sich um ihre Kinder und nicht selten inzwischen auch um die Pflege ihrer Eltern, so Klusen weiter. Der TK-Gesundheitsreport 2012 identifiziert noch einen weiteren Risikofaktor: die Mobilität. Dr. Thomas Grobe vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung in Hannover (ISEG), der die Daten für die TK ausgewertet hat: Wir haben erstmals Daten zur Entfernung von Wohn- und Arbeitsort der Beschäftigten herangezogen. Es zeigt sich, dass Berufspendler, zu denen etwa 45 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zählen, mit 12,7 Tagen im Jahr zwar geringfügig weniger krankgeschrieben sind als wohnortnah arbeitende Erwerbstätige mit 12,9 Tagen. Pendler sind mit 2,2 Fehltagen pro Kopf jedoch häufiger und langwieriger von psychischen Diagnosen betroffen als andere Beschäftigte (1,9 Tage).
Laut TK sei es deshalb wichtig, dass sich die betriebliche Gesundheitsförderung auch verstärkt den Anforderungen einer immer mobileren und flexibleren Arbeitswelt widmet. Es geht darum, Strategien für ein gesünderes Arbeiten zu entwickeln. Dazu gehört, die moderne Kommunikation so zu nutzen, dass sie die Gesundheit der Beschäftigten nicht nur belastet, sondern Arbeit auch gesünder gestaltet, zum Beispiel mit einer gesünderen Arbeitszeitgestaltung, Home Office-Angeboten, Telefon- und Videokonferenzen, so der Vorsitzende des TK-Vorstandes.
Christian Welzel, Experte für Betriebliche Gesundheitsförderung bei Aktivital hat ein mobiles Gesundheitstraining für mobile Beschäftigte entwickelt und ergänzt: Wichtig sind Trainingslösungen, die sich einfach in den Tagesablauf integrieren lassen und Gewohnheiten positiv beeinflussen.