Ende 2016 ist die 9. Auflage dieses Standardwerks für die Begutachtung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten erschienen. Es wird mit dem Slogan „Das Maß aller Dinge in Medizin und Recht“ beworben. Wird es diesem Anspruch gerecht? Das Werk trägt wie auch die vorangegangene Auflage der Weiterentwicklung medizinischer Kenntnisse und neuen juristischen Sachverhalten Rechnung. Mit der dritten Verordnung zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung wurden vier Krankheiten neu aufgenommen: Larynxkarzinom durch intensive und mehrjährige Exposition gegenüber schwefelsäurehaltigen Aerosolen (BK-Nr. 1319); Druckschädigung des Nervus medianus im Carpaltunnel (Carpaltunnel-Syndrom) durch repetitive manuelle Tätigkeiten mit Beugung und Streckung der Handgelenke, durch erhöhten Kraftaufwand der Hände oder durch Hand-Arm-Schwingungen (BK-Nr. 2113); Gefäßschädigung der Hand durch stoßartige Krafteinwirkung (Hypothenar-Hammer-Syndrom und Thenar-Hammer-Syndrom) (BK-Nr. 2114) sowie Plattenepithelkarzinome oder multiple aktinische Keratosen der Haut durch natürliche UV-Strahlung (BK-Nr. 5103). Zu begrüßen ist, dass die am 26. August 2016 vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales veröffentlichten Empfehlungen für vier neue Berufskrankheiten noch berücksichtigt wurden. Im Einzelnen handelt es sich um die chronisch-myeloische oder chronisch-lymphatische Leukämie durch 1,3-Butadien bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Dosis von mindestens 180 Butadien-Jahren, Kehlkopfkrebs durch polyzyklische aromatische Kohlen-wasserstoffe bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Dosis von mindestens 100 Benzo(a)pyren-Jahren (Ergänzung der BK 4113), Schleimhautveränderungen, Krebs oder andere Neubildungen der Harnwege durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe bei Nachweis der Einwirkung einer kumulativen Dosis von mindestens 80 Benzo(a)pyren-Jahren sowie um die fokale Dystonie als Erkrankung des zentralen Nervensystems bei Instrumentalmusikern durch feinmotorische Tätigkeit hoher Intensität. Gemäß dem „Sachverzeichnis“ (Stichwortverzeichnis) wird die fokale Dystonie auf Seite 1290 behandelt. Nach einigem Suchen habe ich den Text auf Seite 290 gefunden. Die anderen drei zur Aufnahme in die Berufskrankheitenliste empfohlenen Krankheiten sind nur namentlich erwähnt und nicht kommentiert. Dies ist, wenn man den Erscheinungstermin des Buchs bedenkt, verständlich. Der Leser hat aber die Möglichkeit, die wissenschaftlichen Begründungen von den Seiten der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) herunterzuladen. Wünschenswert wäre eine mehr Leser freundliche Inhaltsübersicht. Manche Erkrankungen lassen sich von der Thematik her verschiedenen Unterkapiteln zuordnen und sind nicht auf Anhieb zu finden.
Zusammenfassend kann das Werk allen mit Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten befassten Ärzten sehr empfohlen werden. Auch die 9. Auflage stellt für mich ein unentbehrliches Nachschlagewerk dar.
Schönberger A., Mehrtens G.:
Arbeitsunfall und Berufskrankheit. Rechtliche und Medizinische
Grundlagen für Gutachter,
Sozialverwaltung, Berater und
Gerichte.
9. neu bearbeitete Auflage 2017, 1397 Seiten, Erich Schmidt Verlag, Subskriptionspreis 148 € bis zum 28. Februar 2017, danach 178 €