Die Sommerzeit lockt Jahr für Jahr Millionen Leute, die Koffer zu packen und auf Reisen zu gehen. 2013 war z. B. wieder einmal ein Rekordjahr. Gut 30 Prozent der Reisen der Bundesbürger hatten Deutschland zum Ziel. Die überwiegende Mehrzahl der Urlaubsreisen nämlich rund 70 Prozent führte demnach ins Ausland. Allein 35 Prozent aller Reisen hatten die Länder rund um das Mittelmeer zum Ziel. Sieben Prozent der Urlaubsreisen (ab fünf Tagen Dauer) waren Fernreisen. Leider bleibt nicht jeder Urlaub sorgenfrei. Die aktuellen Ereignisse in Tunesien Ende Juni 2015 sind noch allen in Erinnerung.
Aber nicht nur private Reisen nehmen zu. Auch die Anzahl der beruflich bedingten Reisen nimmt ständig zu. Das Zeitalter der Globalisierung ist geprägt durch zunehmende Einsätze von Mitarbeitern und Führungskräften in sogenannten Drittländern. Wir leben in einer Zeit zunehmender politischer und religiöser Aggressionen. Viele Dienstreisen führen gerade Mitarbeiter von mittelständischen Unternehmen in Regionen, die politisch nicht stabil sind bzw. in Schwellen- und Entwicklungsländer, die vielfach als Krisengebiete gelten. Erwartungsgemäß arbeitet dabei ein Großteil der betroffenen Mitarbeiter in den Staaten der EU, aber beachtliche Anzahlen von Mitarbeitern und auch Mitarbeiterinnen gehen für ihre Firmen nach Asien (ca. 950.000 in 2009), USA (über 700.000 in 2009), China (knapp 400.000 in 2009), Südamerika (rund 350.000 in 2009) und Afrika (über 150.000 in 2009).
Die Mitarbeiter erleben dort eine Welt, die ihnen absolut fremd und mit vielen unbekannten Risiken verbunden ist. Unterschiedliche Sprachen und Kulturen erschweren häufig die Verständigung. Die Vorbereitung auf den Einsatz, der Aufenthalt vor Ort und die Nachsorge haben daher gründlich zu erfolgen. Vielfach sind die Mitarbeiter in dem Land auf sich alleine gestellt. Das erfordert umfangreiche zusätzliche Maßnahmen für Sicherheit und Gesundheit.
Der Unternehmer ist gegenüber seinen Beschäftigten arbeitsschutzrechtlich während des gesamten Auslandseinsatzes verpflichtet. Die Fürsorgepflicht erhöht sich auf Grund der Gegebenheiten vor Ort, wobei Aspekte wie Dauer der Entsendung, politische Stabilität, religiöse und kulturelle Situation, medizinische Versorgung vor Ort, Arbeits- und Lebensumstände im Ausland sowie Erfahrungen des Unternehmens und des Arbeitnehmers zu berücksichtigen sind. Grundlage ist auch hier wieder die gute alte Gefährdungsbeurteilung! Je gründlicher die Vorbereitungen sind, umso geringer sind die Risiken. Wichtig ist hierbei, dass die politische, ökonomische und religiöse Situation des Krisengebietes genau bekannt ist. Außerdem ist es hilfreich, typische Sitten, Gebräuche und Besonderheiten des Einsatzgebietes zu kennen, um diese Gepflogenheiten vor Ort berücksichtigen zu können. Interkulturelle Trainings werden von vielen Unternehmen angeboten. Sie bieten ein besseres Verständnis für die Situationen vor Ort und dem Umgang mit den Menschen.
Sehr häufig hat sich für Auslandseinsätze von Mitarbeitern reisemedizinische Assistance als die Lösung der Wahl erwiesen. Assistancemedizin wird von modernen Dienstleistern organisiert über Alarmzentralen, die an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden pro Tag erreichbar sind und qualifiziertes, auch ärztliches Personal dazu vorhalten (z. B. SOS International). Von hier werden alle Mitarbeiter betreut, die sich mit medizinischen Fragen oder Problemen an die Alarmzentrale wenden.
Und auch hier belegen aktuelle Studien den Return on Prevention, wie so oft bei Sicherheit und Gesundheit. Die Studie der International SOS-Foundation zu Kosten-Nutzen eines Gesundheitschecks vor der Reise ergibt: $2.53 return for every $1 invested. Berücksichtigt wurden dabei medizinische Checks für Reisende und internationale Stellenbesetzungen (Programmumfang: Identifizierung medizinischer Vorerkrankungen vor der Stellenbesetzung im Ausland; Sicherstellen, dass der Mitarbeiter arbeitstauglich ist für die entsprechende Stelle und die dortigen Arbeitsverhältnisse; Identifizierung genereller und arbeitsbedingter Gesundheitsprobleme vor der Abreise; weitere Informationen unter: www.internationalsosfoundation.org).
Silvester Siegmann