Vier von fünf (78 Prozent) Internetnutzern in Deutschland sind in einem sozialen Netzwerk angemeldet und zwei Drittel (67 Prozent) nutzen dieses auch aktiv. Das berichtet der Hightech-Verband BITKOM auf Grundlage einer aktuellen Studie zur Verbreitung sozialer Netzwerke. Danach sind die Nutzerzahlen vor allem bei den Älteren stark gestiegen: 55 Prozent der Internetnutzer in der Generation 50-Plus sind derzeit in sozialen Netzwerken aktiv. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es erst 46 Prozent. Die Nutzerstruktur sozialer Netzwerke entspricht heute nahezu der Internetbevölkerung in Deutschland, sagte BITKOM-Vize-Präsident Achim Berg bei Vorstellung der Studienergebnisse. So waren Frauen bei der Nutzung sozialer Netzwerke bislang deutlich überrepräsentiert, jetzt konnten die Männer annähernd gleichziehen: 68 Prozent der weiblichen Internetnutzer sind aktive Mitglieder in den Netzwerken, bei Männern sind es 67 Prozent. Vor zwei Jahren waren dagegen erst 61 Prozent der Männer in sozialen Netzwerken aktiv.
Laut Umfrage konnten sich in Deutschland neben dem mit Abstand beliebtesten Netzwerk Facebook andere Communities mit Erfolg etablieren oder neu in den Markt einsteigen. 56 Prozent der Internetnutzer sind aktive Mitglieder bei Facebook. Es folgen die Netzwerke Stayfriends mit 9 Prozent, vor Werkenntwen mit 8 Prozent und Xing mit 7 Prozent. Jeweils 6 Prozent der Internetnutzer sind bei Twitter und Google+ aktiv. Der Markt für soziale Netzwerke bleibt in Bewegung, sagte Berg. Neben Facebook haben Social Networks Erfolg, die bestimmte Zielgruppen mit speziellen Funktionen ansprechen. Stayfriends ist auf das Wiederfinden von Schulfreunden spezialisiert, Werkenntwen ist im lokalen Umfeld verwurzelt und bietet zum Beispiel spezielle Funktionen für Vereine. Xing und LinkedIn haben sich im Business-Bereich etabliert. Im Schnitt sind Internetnutzer in Deutschland in 2,5 sozialen Netzwerken angemeldet und in 1,4 aktiv.
Am stärksten werden soziale Netzwerke von den Jüngeren genutzt: 87 Prozent der 14-bis 29-Jährigen Internetnutzer sind aktive Mitglieder. Mit einem Anteil von 83 Prozent haben fast alle in dieser Altersgruppe ein Profil bei Facebook. Jeweils 9 Prozent nutzen Twitter, Google+ oder das Foto-Netzwerk Instagram. Die Musik-Community Soundcloud nutzen unter den Jüngeren 4 Prozent und die auf Fotos, Grafiken und Animationen setzenden Communities Tumblr und Pinterest jeweils 3 Prozent. Die hohe Intensität der Nutzung zeigt, wie sehr soziale Netzwerke integraler Bestandteil der Lebenswelt vieler Menschen geworden sind, sagte Berg. Sieben von zehn aktiven Mitgliedern (69 Prozent) nutzen die Netzwerke täglich. Ein Drittel sind Intensivnutzer, die eine Stunde oder länger pro Tag aktiv sind. Unter den 14- bis 29-Jährigen sind es mit 52 Prozent sogar mehr als die Hälfte.
Die Netzwerke werden im Wesentlichen zu vier Zwecken genutzt: Kommunikation, Information, Organisation und Unterhaltung. Berg: Die Nutzer sozialer Netzwerke kommunizieren, indem sie sich schreiben oder miteinander sprechen, sie informieren sich im News-Feed, sie organisieren ihren Alltag über Kalender- oder Gruppen-Funktionen und häufig dient das Netzwerk auch der Zerstreuung. Laut Umfrage wollen sich 73 Prozent der Nutzer mit Freunden austauschen und 47 Prozent den Kontakt mit ihrer Familie pflegen. 38 Prozent informieren sich über das Tagesgeschehen, 36 Prozent wollen neue Kontakte knüpfen und 35 Prozent organisieren ihre Freizeitaktivitäten mit Hilfe der Netzwerke.
Sehr wichtig sind den Nutzern ihre Privatsphäre sowie der Umgang des Netzwerks mit ihren persönlichen Daten. Die Mitglieder sozialer Netzwerke stellen hohe Anforderungen an den Datenschutz und sie wissen mit den technischen Funktionen sehr gut umzugehen, sagte Berg. Nach den Umfrageergebnissen haben sich 82 Prozent aller aktiven Nutzer mit den Privatsphäre-Einstellungen ihres Netzwerks beschäftigt, 69 Prozent haben diese auch verändert. Unter den 14- bis 29-Jährigen haben sich sogar 90 Prozent mit den Einstellungen auseinandergesetzt und 77 Prozent haben diese verändert. Die wichtigste technische Funktion ist für die Befragten das vollständige Löschen von persönlichen Daten: 93 Prozent der Nutzer halten das Löschen für wichtig oder sehr wichtig. 91 Prozent wollen festlegen können, wer welche Informationen sehen darf und 83 Prozent ist wichtig oder sehr wichtig, dass ihr Profil auf Wunsch nicht für jedermann auffindbar ist.
Aus Sicht des BITKOM hat die Diskussion um den Datenschutz in sozialen Netzwerken mit dazu beigetragen, dass sich sowohl Nutzer als auch Anbieter intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Das Knowhow der Nutzer ist gestiegen und viele Anbieter haben konkrete Verbesserungen beim Datenschutz eingeführt, sagte Berg. Wichtig ist den befragten Nutzern, dass die Netzwerke den Datenschutz noch weiter erhöhen und besser erklären, was sie mit den persönlichen Daten der Mitglieder machen.